Keine Spielwiese für den Intendanten

Martin Kušej verlässt das Residenztheater – ein Rückblick im Gespräch mit dem Chefdramaturgen Sebastian Huber

Theater heute - Logo

Zuletzt schieden sich noch einmal die Geister, und dem scheidenden Intendanten widerfuhr die unverhoffte Ehre, von einem erregten Junggroßkritiker einer westdeutschen Tageszeitung abgekanzelt zu werden wie ein Schuldirektor, der seine Aufsichtspflicht verletzt hat. Der Grund: Martin Kušej hatte für die letzte Inszenierung seiner achtjährigen Intendanz am Münchner Residenztheater dem italienischen Regisseur Antonio Latella und dem Dramati­ker Federico Bellini die große Bühne überlassen, um sich mit Pier Paolo Pasolini und im Verbund dazu mit Dantes «Göttlicher Komödie» zu befassen.

Herausgekommen ist dabei ein assozia­tiver Abend, der Kritik und Publikum auf unerwartete Weise polarisiert und dabei nochmal ein Schlaglicht auf die bei aller Gediegenheit, mitunter auch Gefälligkeit, immer wieder dezidierte Offenheit wirft, mit der Kušej sein Haus geführt hat. 

Latella, Leiter der Theaterbiennale in Venedig, denkt von den Körpern her, die in einem Raum Spannungen erzeugen und ihnen zugleich ausgesetzt sind. Geschichten lagern sich um Abläufe herum an. Zu Beginn hält ein kleiner Junge einige Minuten lang kickend einen Fußball in der Luft – Wiederholung und Abweichung, bis es nicht mehr ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute August/September 2019
Rubrik: Bilanz Residenztheater, Seite 43
von Silvia Stammen

Weitere Beiträge
Berlin: Abbildung einer Verunsicherung

Fast jedes «man» in diesem Text könnte wahrscheinlich ein «Mann» sein. Denn auch wenn hier eine Frau schreibt, ist diese Theaterwelt immer noch eine oft sehr männliche Welt – und nicht nur die. Dessen sind sich Stefan Pucher und die Volksbühne sehr bewusst, wie schon an Ankündigung und Programmheft für die Inszenierung von Wedekinds «Lulu» zu erkennen ist....

Stuttgart: In der Wieder­holungsschleife

11. März 2004: In Madrid ist es 7.39 Uhr, als die erste Bombe hochgeht. Neun weitere Detonationen folgen: in vier Vorortzügen, in denen dicht gedrängt Pendler zur Arbeit, Kinder zur Schule und Studierende zur Uni fahren. 191 Menschenleben forderte das Attentat. Noch Jahre danach wird ein Vater immer wieder die Bahnstrecke abfahren, in der Hoffnung, seine Tochter...

Nora Abdel-Maksoud: Café Populaire

Figuren:

Svenja Hospizclown, Guter Mensch
Der Don Svenjas klassistische Abspaltung
Püppi Älteste Hospizpatientin. Zäh wie Rindsleder
Aram Dienstleistungsproletariat

Anmerkungen:

1.) Unterstrich – bedeutet der Don fährt in Svenja und spricht durch sie
2.) // – bedeutet Jumpcuts in den Vlogs
3.) Arams Akzent ist im Text ausgeschrieben, möge aber als Mittel maßvoll...