Jenseits der Posen
Fritz hat Christine an die Wand gedrückt. Rums. Keuchend küsst er sie hysterisch ab, klebt sich an ihren Körper, der wie leblos alles über sich ergehen lässt. Wild wirft er ihre Arme nach oben über ihren Kopf, doch statt in rasende Verzückung zu verfallen, lässt sie ihre Arme teilnahmslos und schlaff einfach wieder an ihrem Körper nach unten sinken. Fast schon verzweifelt greift er ihren Po, rutscht an ihren Beinen hinunter auf den Boden, schlabbert und küsst, geifert und giert, richtet sich rasch wieder auf, nur um ihr Bein um seine Hüften zu schlingen.
Love me, love me, say that you love me. Doch weder das Bein noch Christine wollen Fritz, den Geheimniskrämer, den Falschspieler, in diesem Moment lieben. Das Bein gleitet haltlos an ihm ab. Arme hoch, Arme runter, Bein herum, Bein herunter, immer wieder auf und nieder, bis Fritz plötzlich von ihr ablässt und sie sich beschämt, betäubt und entsetzt gegenüberstehen.
Szenenwechsel. Eine Frau mit aufgelösten langen Haaren steht im weißen Kleid vor einem feinen Herrn mit hellem, kurzärmeligen Hemd. Er umarmt sie, doch ein zweiter Herr im dunklen Anzug trennt die beiden Namenlosen wieder voneinander, streicht über ihre Arme wie zur ...
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Ein Muezzin...
Es gibt Künstler, die für ein bisschen Medienaufmerksamkeit alles tun, zumal, wenn sie gerade ein neues Buch, einen neuen Film, eine neue CD oder auch nur irgendeine Meinung zu promoten haben. Stürmt der Künstler nicht von selbst nach vorn, hat er Agenten, Verlage und Produktionsheinis, die ihm Beine machen. Man kann das niemandem verübeln. Der Künstler braucht die...