Im Lotussitz
Die beste Pointe kommt gleich am Anfang: Da sitzen Ferdinand (Sasha Melroch), Alonso (Steven Sowah), Gonzalo (Maximilian Reichert) und Antonio, hier Antonia (Marie Goyette) vor dem Vorhang im Flieger Richtung Neapel. Aus Shakespeares Schiff ist ein Luftschiff geworden, mit an Bord Ariel als unheilbringende Flight Attendant (Tabita Johannes), die den titelgebenden Sturm entfacht und das Flugzeug zum Absturz bringt. Wie es Prospero arrangiert hat, der seine Zauberkräfte allerdings nicht mehr aus Büchern bezieht, sondern zeitgemäß aus digitalen Codes.
Sebastian Rudolph ist ein etwas zerknitterter Prospero; er lässt sich von Ariel mürrisch Gemüse-Smoothies servieren und versucht, sich im Yoga zu entfalten.
Ariel stellt sich als künstliche Intelligenz heraus; Prosperos Insel als elektronische Zelle. Dass sie die Form einer Bergspitze hat, ist wohl einer früheren dramaturgischen Intention geschuldet, die das Stück in der Fassung von Sophia Al-Maria als «Cli-Fi» deuten wollte, Klimafiktion: Moved by the Motion, ist im Programm zu lesen, «entführen uns in eine nahe Zukunft, in der der Meeresspiegel, bis zur Spitze der Schweizer Alpen angestiegen, einen apokalyptischen Pegel erreicht hat ...
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Theater heute April 2024
Rubrik: Chronik, Seite 61
von Andreas Klaeui
Etwa zur Halbzeit der Inszenierung – der jüdische Mathematikprofessor Josef Schuster ist gerade beerdigt worden – hoppelt eine Mumie auf die Bühne. Vom Scheitel bis zur Sohle ist Birgit Minichmayr in Mullbinden gewickelt, sodass sie sich nur hüpfend fortbewegen und anfangs flach liegend auf einem Stuhl balancieren kann – reife Leistung für die Bauchmuskeln. Selbst...
Das Leben als Kulturstaatsministerin ist eine große Herausforderung. Zum Beispiel das Kunststück, bei der Berlinale-Preisverleihung gleichzeitig zu klatschen und nicht zu klatschen. Als «No Other Land» des Israelis Yuval Abraham und des Palästinensers Basel Adra ausgezeichnet wurde, sprach Abraham von einer israelischen Politik der «Apartheid», und Adra warf der...
Bei uns warst du weltberühmt, da kannte dich noch kaum jemand. Auf dem Wilson-Gang im Gießener Institut für Angewandte Theaterwissenschaft bedauerten wir uns selbst als verlorene Generation. Früher (also neulich), da war alles besser: Wirth! Lehmann! Pollesch! (Dass diese selbsternannte Lost Generation ausgerechnet jene von She She Pop, Showcase, Gob Squad, Rimini...