Im Land, wo die Orangen blühen
Man weiß es ja, aber hört es dennoch nicht so gerne. Es hat schon seinen Reiz, wenn der Schauspieler Benjamin Lillie in der Rolle des aufrührerischen «Predigers» in Steinbecks Roman dem noblen Zürcher Pfauen-Publikum mit flammendem Blick entgegenschleudert: «Not ist das Abfallprodukt von Menschen ohne Not.» Wie bring ich’s an den hablichen Schweizer, wird sich der Regisseur Christopher Rüping gefragt haben: das US-amerikanische Armeleute-Epos schlechthin.
«Früchte des Zorns» ist die erste originäre Produktion des neuen Schauspielhaus-Teams nach dem Nachhaltigkeits-Festival zum Start, in dem Nicolas Stemann und die sieben neuen Hausregisseur*innen, die sich jetzt für die kommenden Jahre in Zürich niedergelassen haben, bestehende Produktionen präsentierten. Darunter Stemanns lokal leicht angepasster «Faust»-Marathon, der sich als Publikumsliebling quer durch die Generationen etabliert hat.
Nun also «The Grapes of Wrath»: ein Klassiker der US-Literatur. Steinbeck bekam dafür 1940 den Pulitzer-Preis und machte sich weltweit einen Namen als engagiert sozialkritischer und naturalistisch schreibender Autor.
Es geht um Kleinbauern mit ein bisschen Land, das sie gepachtet haben und ...
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Theater heute Dezember 2019
Rubrik: Aufführungen, Seite 6
von Andreas Klaeui
Im Berliner Kulturverlag Kadmos sind zwei Bände höchst aktueller Theatergeschichte erschienen, die von der gesellschaftlich offenen und formal kühnen Theaterarbeit des Autors Sergej Tretjakow, des Regisseurs Wsewolod Meyerhold und des Filmpioniers Sergej Eisenstein handeln, deren Ziel die Aufführung und Verfilmung des Stücks «Ich will ein Kind haben» war. Die...
«Tut mir leid»: Das sind die ersten Worte in Alice Birchs «Anatomie eines Suizids». Clara (Julia Wieninger) hat versucht, sich umzubringen, und weil ihr Mann (Paul Herwig) das weniger mit Mitgefühl als mit Vorwürfen kommentiert, flüchtet sich Clara in die Entschuldigung. «Tut mir leid», der Satz wird noch mehrfach fallen, bei Claras Tochter Anna (Gala Othero...
Was bleibt von der flüchtigsten und der lebendigsten aller Kunstformen, dem Tanz, wenn die Bewegungen verschwunden und die Körper, die sie tanzten und formten, längst tot sind? Vereinzelte Dokumente, Briefe und Fotografien, Notizen und Kostümteile, die in Archiven leblos vor sich hin dämmern. Das Verhältnis von Tanz und Archiv beschäftigt nicht nur die...
