Im Land, wo die Orangen blühen

Christopher Rüping klagt mit einer «Gucci-Gang» gegen Konsum und Kapitalismus: John Steinbecks «Früchte des Zorns» im Zürcher Schauspielhaus

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Man weiß es ja, aber hört es dennoch nicht so gerne. Es hat schon seinen Reiz, wenn der Schauspieler Benjamin Lillie in der Rolle des aufrührerischen «Predigers» in Steinbecks Roman dem noblen Zürcher Pfauen-Publikum mit flam­men­dem Blick entgegenschleudert: «Not ist das Abfallprodukt von Menschen ohne Not.» Wie bring ich’s an den hablichen Schweizer, wird sich der Regisseur Christopher Rüping gefragt haben: das US-amerikanische Armeleute-Epos schlecht­hin.

 

«Früchte des Zorns» ist die erste originäre Produktion des neuen Schauspielhaus-Teams nach dem Nachhaltigkeits-Festival zum Start, in dem Nicolas Stemann und die sieben neuen Hausregisseur*innen, die sich jetzt für die kommenden Jahre in Zürich niedergelassen haben, bestehende Produktionen präsentierten. Darunter Stemanns lokal leicht angepasster «Faust»-Marathon, der sich als Publikumsliebling quer durch die Generationen etabliert hat.

Nun also «The Grapes of Wrath»: ein Klassiker der US-Literatur. Steinbeck bekam dafür 1940 den Pulitzer-Preis und machte sich weltweit einen Namen als engagiert sozialkritischer und naturalistisch schreibender Autor.

Es geht um Kleinbauern mit ein bisschen Land, das sie gepachtet haben und ...

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Theater heute Dezember 2019
Rubrik: Aufführungen, Seite 6
von Andreas Klaeui

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