«Ich gieße meine soziale Skulptur»
In der Berliner Wohnung Laberenz/Schlingensief. Christoph Schlingensief kocht Tee.
Christoph Schlingensief Das ist ein Antikrebstee aus Japan …
Eva Behrendt Im Ernst?
Schlingensief Nee. Du kriegst ganz viel so Zeug, Teufelskralle, Katzenkralle, davon zwei Liter am Tag trinken, und dann geht der Krebs zurück. Mir wurde Hypnose angeboten, ein Apotheker hat mir ein komplettes Mineralien-Sortiment geschickt. Manche wollen Geschäfte machen, aber alles was hilft, ist okay.
EB Wird man automatisch zum Spezialisten, wenn man an Krebs erkrankt?
Schlingensief Krebs, das merkt man sehr schnell, ist nicht universell. Er ist bei jedem anders. Das macht die Sache auch so gefährlich, weil man immer lernt: Tust du das, passiert das. Tust du dieses, passiert jenes. Ich habe meist etwas anderes erlebt, als man mir erzählt hat. Bei meiner ersten Chemopackung passierte drei Tage nichts. Sich übergeben, Haarausfall, das ist bei mir alles nicht passiert. Stattdessen hat die Seele unglaublich protestiert, die Zellen haben geschrieen. Alles hat getobt in mir. Es gab keinen Ausweg, keine Fluchtmöglichkeit, das Zeug war in mir drin. So stelle ich mir die Hölle vor. Deshalb meine ich auch, jetzt ist es ...
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Band 1 1965–1987
Was in Deutschland überhaupt schlecht funktioniert, ist das Mittlere. Es gibt nur Superspitzenprodukte und Scheiße, das Mittlere hat, als Quantität, nicht stattgefunden – in allen Kunstgenres, glaub ich. Es hat nie eine Mitte gegeben. mit Harun Farocki, 1981
Mein Hauptinteresse beim Stückschreiben ist es, Dinge zu zerstören. Dreißig Jahre lang war...
Aus dem kleinen Heiner (Müller), hier 1935 anlässlich der Einschulung vor dem Haus der Großeltern im sächsischen Bräunsdorf, ist nicht nur einer der wichtigsten Schriftsteller und Dramatiker deutscher Sprache geworden, sondern auch ein talentierter Prophet mit Kassandra-Ehrgeiz: «Man muss sich um antikapitalistische Alternativen keine Sorgen machen, weil der...
Denn erstens schaut der entstandene Film dem Stadttheater in schönen, blaustichigen Bildern bei der Probenarbeit zu. Er folgt der Autorin zu ihren Gesprächen und der Regisseurin nach Hause ins Wohnimmer, lässt Schauspieler ihr Handwerk zeigen, mitreden und privat zu Wort kommen, dokumentiert Krisen zwischen Regie und zweifelndem Ensemble. Zweitens entsteht wie...