Heldenbeschwörung
Dumm gelaufen das. Gleich der erste, dem Papa mühsam abgetrotzte Fronteinsatz des jungen Nachwuchsfeldherrn wird zum Reinfall, der unvorsichtige Königssohn gefangengenommen. Als Geisel droht er zum entscheidenden Minuspunkt im taktischen Verhandlungspoker der verfeindeten Mächte zu werden, und von der Schramme, die er dabei abbekommen hat, wird ihm nicht einmal eine dekorative Narbe bleiben.
Als schwacher Trost stellt sich zwar bald heraus, dass auch der Sohn des gegnerischen Königs Aridäus in Gefangenschaft geraten ist und sich somit ein schneller, strategisch folgenloser Austausch abzeichnet – doch das Unternehmen Unsterblichkeit ist – jedenfalls fürs erste – kläglich gescheitert.
So steht es zu Beginn von Lessings frühem, noch nicht bürgerlichen Trauerspiel «Philotas» aus dem Jahr 1759, in dessen weiterem Verlauf sich die narzisstische Kränkung des Titelhelden zur fixen Selbstmordfantasie auswächst. Um die Verhandlungsposition des Vaters zu stärken, meint er, sich kurzerhand selbst aus der Welt schaffen zu müssen. Dabei ist der törichte Wirrkopf in lichten Momenten durchaus in der Lage, die Fragwürdigkeit seiner pubertären Opferwut zu ahnen: «Möglich zwar genug, daß es im ...
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Die Wirklichkeit, von der sich Richard Dresser zu seinem schlitzohrigen Stück aus dem Niedriglohnsektor, «Augusta», animieren ließ, ist schon vor ein paar Jahren von der amerikanischen Publizistin Barbara Ehrenreich im Selbstversuch durchwandert worden. 2001 erschien bei uns «Arbeit poor», ein Streifzug durch die Arbeitswelt des unteren Viertels der...
Einar Schleef war ein Kerrrl, groß, stämmig, kompakt. Er prägte sich ein als eine kräftige Einheit, strahlend von Energie. Jeder Auftritt von ihm war eine Ankunft. In ihm hausten viele Kerle: ein Zeichner, ein Maler, ein Fotograf, ein Bühnenbildner, ein Kostümdesigner, ein Regisseur, ein Choreograf. Dazu: ein Musiker, ein Schreiber, ein Schriftsteller, ein Dichter....
Mit «Sein Dasein war ihm eine notwendige Last. – So lebte er hin» endet Büchners «Lenz». Wollte man die Novelle für die Bühne bearbeiten, müsste man den wahnsinnig exzentrischen, fatalen Charakter in all seiner Widersprüchlichkeit darstellen. Das noch größere Problem wäre allerdings, dass jeder sich fragen würde, warum nicht gleich den «Woyzeck» inszenieren – mit...