Hamburg: Warschauer Kulturkämpfe
Jakub Shapiro ist ein Mann mit vielen Talenten: Er hat Charme, Geld, Frauen, einen gelben Opel Olympia und einen Vorschlaghammer nebst Knochensäge im Kofferraum, mit denen säumige Schuldner totgepügelt, gevierteilt und dann in den Warschauer Lehmgruben versenkt werden.
Die rechte Hand und der Knochenbrecher des Warschauer Bordellkönigs und Schutzgelderpressers Jan Kaplica ist außerdem ein erfolgreicher Boxer, selbstbewusster Sozialaufsteiger und noch selbstbewussterer Jude, der allen Warnungen vor drohenden Pogromen mit dem praktischen Hinweis begegnet, ein Drittel der Warschauer Bevölkerung sei jüdisch, und denen können man kaum allen «die Bärte abschneiden». Shapiro selbst trägt maßgeschneiderte Anzüge und ist selbstverständlich makellos glattrasiert.
Szczepan Twardochs polnischer Erfolgsroman «Der Boxer» von 2016 erzählt Shapiros Geschichte(n) aus dem swinging Warschau der Zwischenkriegszeit, das sich unmerklich von einer kosmopolitisch-bürgerlichen Metropole in einen politischen Dampfkessel verwandelt. Der Aufstieg polnischer Nationalisten und Faschisten wirft Gräben auf zwischen den Lagern und Ethnien, Jahre bevor Deutschland Polen überfällt. Parallelen zu den Kulturkämpfen ...
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Theater heute November 2019
Rubrik: Chronik, Seite 56
von Franz Wille
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