Habe nun acht Schauspieler

Bruchsal

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So flott geht’s nicht mal bei Thalheimer: In gerade mal 70 Minuten ist «Faust I» abgehakt, vom Studierzimmer bis zum Kerker, von «Habe nun, ach …» bis «gerettet». Schließlich will man in insgesamt gut zweieinhalb Stunden nicht nur beide Teile von Goethes Tragödie durchmessen, sondern auch noch das Faust-Gedicht von Nikolaus Lenau, das zwischen 1833 und 1836 gezielt als Gegenentwurf zu Goethe entstand. Dieses Mammutprojekt ist die vorläufige Krönung der Kooperation der Badischen Landesbühne Bruchsal mit dem Deutschen Staatstheater im rumänischen Temeswar.

Bislang wurden Mitarbeiter und Gastspiele ausgetauscht, nun haben je vier Ensemblemitglieder von beiden Seiten erstmals gemeinsam einen Abend einstudiert, unter der Regie des Bruch-saler Intendanten Carsten Ramm. 
 

Überzeugend ist dabei vor allem die enorm gründliche Textarbeit: Die jetzige Bruchsaler Dramaturgin Nadine Schüller und ihr Vorgänger Franz Csiky sowie Regisseur Ramm meißeln aus den riesigen Blöcken die Geschichte eines Gebildeten, der sich in Zeiten eines Epochen-Umbruchs enttäuscht vom bisher Erreichten abkehrt. Indem er seiner wissenschaftlichen Rationalität entsagt, durchlebt er zunächst selbst den Taumel von ...

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Theater heute April 2010
Rubrik: Chronik, Seite 56
von Andreas Jüttner

Vergriffen
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