Grundbeat der Kneipe

Simon Stephens «Christmas»

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Dass echte Kerle ihre Gefühle zeigen können, beweist der Autor am Schluss, als er zum
Applaus auf die Bühne kommt. Begeistert und überschwänglich umarmt er den Regisseur, die Bühnenbildnerin und jeden einzelnen der Schauspieler, die gerade anderthalb Stunden lang seinen Mikrokosmos der Männerwelt verkörpert haben.

Simon Stephens heißt dieser gefühlsbewusste Autor, und sein vier Jahre altes Stück «Christmas» ist keine große Tragödie, sondern ein kleines, pointiertes Wahrnehmungsprotokoll, in dem es ununterbrochen menschelt, aber trotzdem keinen Dickens gibt, der, wie man es bei diesem Titel von einem Briten vielleicht erwarten würde, versteckt noch aus der Kiste springt.

Stattdessen hat sich Stephens zum Stückschreiben wohl an die Theke seines Lieblingspubs gesetzt und dort seine Lieblingsmenschen belauscht, jene Working-Class-Typen, die er mit viel Sympathie in ihren kleinen Leben beschreibt. Wie Billy, den Bauarbeiter, der mit 29 immer noch bei seiner Mom wohnt und die einfachen Freuden im Leben – Bier und Fußball – zu schätzen weiß, ansonsten aber keine Visionen für sein Dasein hat. Ihm zu Seite trinkt der alte Italiener Giuseppe alias Seppo, der seit über vierzig Jahren in ...

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Theater heute Januar 2008
Rubrik: Chronik, Seite 50
von Kristin Becker

Vergriffen
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