Große Fragen, einfach gestellt

Ulrich Khuon lässt seine Brückenintendanz am Schauspielhaus Zürich mit der Uraufführung von Dea Lohers «Frau Yamamoto ist noch da» und Leonie Böhms «Die Verwandlung» nach Kafka beginnen; Christoph Marthaler geht mit «Dr. Watzenreuthers Vermächtnis» zurück an seine Basler Ursprünge

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In Frau Yamamotos Haus gibt es viele Wohnungen. Auf Florian Lösches Bühne im Zürcher Pfauen könnten sie in Japan liegen, so filigran muten die sich verschiebenden, sich hebenden und senkenden Transparent -folien an, in denen sich der Raum in ständiger Bewegung strukturiert. Oder aber in Italien, so eisdielenbunt sind die Farben der Folien, so kontrastreich und wärmend die Lichtführung (von Michel Güntert). Frau Yamamoto nennt sich schließlich Sole mit Vornamen, wie sie kichernd eingesteht.

Wenn es eine Schauspielerin gibt, der wir jederzeit locker die Sonne abnehmen würden, dann ist es Nikola Weisse. An sich hat sie ja gar nichts Wonnig-Sonniges. Aber doch die Strahlkraft. Und die Härte. «Was ist mit euch? Seid ihr glücklich?», fragt sie – mitten ins Herz – das Nachbars-Paar im Haus (Sebastian Rudolph und Mirko Kreibich). Der Mund bleibt ihnen offen stehen.

Mit nüchternster Beiläufigkeit berichtet sie von Blutmassakern im Sägewerk ihres Ex-Mannes – «Die Zuschneidemaschine hat ihm ratzfatz drei Finger weggesägt. – Sie war an dem Tag auf extra dünnes Furnier eingestellt. – Die Finger wurden in hübsche Scheibchen geschnitten ... wir haben sie aus dem Sägemehl gefischt, jede mit einem ...

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Theater heute November 2024
Rubrik: Aufführungen, Seite 7
von Andreas Klaeui

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