Gepflegte Widersprüche

Cosmea Spelleken nach Andersen «Im Detail: Andersen oder Was bleibt?» am Staatstheater Nürnberg

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Er muss schon ein rechter Kotzbrocken gewesen sein, dieser Märchenonkel. «Der arme Andersen war lästig, die schlimmste Last aber blieb er sich selbst», schreibt der Literaturkritiker Michael Maar in seinem Buch «Leoparden im Tempel» über den Dichter Hans Christian Andersen. Und weiter: «Durch heillosen Egozentrismus fiel er noch den geduldigsten Gastgebern zur Last (…) Andersen litt unter Depressionen und Wahnvorstellungen.

» Tics und fixe Ideen soll der Mann gehabt haben, dem wir unsterbliche Märchen verdanken wie «Däumelinchen», «Des Kaisers neue Kleider», «Die kleine Meerjungfrau» oder «Die Prinzessin auf der Erbse» – aber die hatte ja auch seltsame und ihre Umwelt auf die Palme bringende Zwänge.

Im schwarzen Mantel mit mächtigem Stehkragen, die kurzen Haare ein wenig in die Stirn gekämmt, steht die famose Schauspielerin Julia Bartolome im Nürnberger Staatstheater da und denkt sich langsam in dieses scheinbar ziemlich verkorkste Leben hinein. Sie tastet sich vor, spielt einmal Andersen selbst, dann wieder scheint sie neben sich zu kauern und beobachtet eine Figur, die ihr nicht ganz geheuer ist. Die Regisseurin Cosmea Spelleken hat ihr einen Text geschrieben, der die Biografie ...

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Theater heute August/September 2024
Rubrik: Chronik, Seite 59
von Bernd Noack

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