Das andere Ende
Das Hamburger Thalia Theater hat eine solide Saison hinter sich. So verdiente wie altbekannte Regiekräfte wie Luk Perceval, Christopher Rüping und Johan Simons haben verlässliche, aber wenig spektakuläre Arbeiten gezeigt, die Auslastungszahlen sind okay, die Fähigkeit, gesellschaftliche Debatten mitzuprägen, ausbaufähig. Dass sich in der vorletzten Spielzeit von Intendant Joachim Lux auch noch eine Diskussion über die erbärmlich niedrige Frauenquote unter der Regieriege am Haus entspann, ist weniger optimal.
Und dass zum Saisonabschluss die schon lange am Haus präsente (und ab 2025/26 unter der designierten Intendantin Sonja Anders als Oberspielleiterin engagierte) Anne Lenk Gotthold Ephraim Lessings vielgespieltes Trauerspiel «Emilia Galotti» auf die Bühne bringt, elektrisiert auf den ersten Blick nicht allzu sehr.
Was Lenk natürlich weiß. Und die gesellschaftlichen Verwerfungen der Vorlage entsprechend konsequent abräumt: Die politische Relevanz des bei Lessing deutlich kritisierten Adels jedenfalls geht am Thalia des Jahres 2024 gegen Null. Jirka Zetts Prinz von Guastalla ist ein üppig alimentierter Grüßaugust, der vor Langeweile fast einschläft – seine gesellschaftliche ...
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Theater heute August/September 2024
Rubrik: Aufführungen, Seite 20
von Falk Schreiber
Die Aussichten sind nicht die besten. Man kann sogar sagen: rundherum ziemlich katastrophal. Die Zukunft als Verheißung hat ausgedient, und die ausgerufene Zeitenwende ist vor allem, wie der Soziologe Hartmut Rosa konstatiert, «ein Abwehrkampf auf einer abschüssigen Bahn nach unten» – Zeit also, die Zukunft auf der Bühne noch einmal zu fokussieren und wenn nicht...
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