Gebeutelte Kleinbürger und Diven
Gegensätzlicher könnten die Saisoneröffnungen an den beiden großen Hauptstadtbühnen in diesem Herbst kaum ausfallen: «Stille» ist das erste Wort von Anja Schneider, als sie im «Schiff der Träume» am Deutschen Theater anhebt, vom Untergang der k.u.k-Epoche zu erzählen – vom Schiffbruch einer Opernund Arien-Hochglanzkultur, die sich aus aristokratischem Habitus und großbürgerlichem Kapital speist.
Derweil brüllt sich am Berliner Ensemble Jonathan Kempf die Seele aus dem Leib. Auch hier geht es um einen Untergang, aber nicht um den einer saturierten Oberschicht.
Hier sehen wir das Kleinbürgertum, das durch die Weltwirtschaftskrise der späten 1920er gebeutelt ist. Frank Castorf hat sich Hans Falladas Roman «Kleiner Mann – was nun?» von 1932 vorgenommen. Das Buch erzählt die Geschichte des Paares Johannes Pinneberg und Emma Mörchel, genannt Lämmchen, die noch in der Schwangerschaft heiraten und ihr Neugeborenes «Murkel» kriegen. Dann stürzt der Versorger der Familie in die Arbeitslosigkeit. Die Bandagen sind hart, die Arbeitgeber intrigant, dem «kleinen Mann» Pinneberg fehlt’s an Gerissenheit. Aber er hält sich an seiner Liebe fest.
Artemis Chalkidou und Andreas Döhler
Jonathan Kempf ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Theater heute November 2024
Rubrik: Aufführungen, Seite 10
von Christian Rakow
Überall herrscht Mangel, ob in Kitas, Schulen oder Krankenhäusern. Und das in Deutschland, dem wirtschaftlich stärksten Land der Europäi -schen Union. Doch die großen Investitionen bleiben aus. Zu viele Staatsschulden. Noch mehr davon sind auf keinen Fall drin: Die Schuldenbremse muss schließlich eingehalten werden. Doch was wäre, wenn jede Person dieses Landes...
Peter Eschberg, der jetzt im steirischen Ort Kirchberg im Alter von 87 Jahren starb, war nach seiner Ausbildung am Wiener Reinhardt-Seminar ein an den Münchner Kammerspielen (1959–1962), an den Frankfurter Städtischen Bühnen (1963/64) und an den Westberliner Theatern Freie Volksbühne und Schaubühne am Halleschen Ufer (1964–1966) erfolgreicher, mit leichtem Sinn...
Das Geheimnis guter Science Fiction liegt in der richtigen Mischung aus sozialer und szenischer Fantasie. Kein Plot überzeugt ohne entsprechendes Design. Dabei kann auch ein Gesicht wie eine Landschaft wirken und die Oberfläche eines fernen Planeten ein intensives Gefühl vermitteln. Normalerweise arbeiten bei der virtuellen Gestaltung filmischer Set Designs ganze...