Garstige Wahrheiten
Politisch korrekt ist derzeit gar nichts im Coburger Landestheater: Auf der großen Bühne werden unter dem Deckmäntelchen der leichten Sommer-Krimi-Komödie gesellschaftliche Vor-Verurteiler gleich reihenweise zum «Henkersmahl» in trügerischer häuslicher Idylle geladen und auf Umwegen zu Tomatenmus verarbeitet; im Reitstadel wiederum, der kleinen Nebenspielstätte, brechen sechs Schauspieler ins «Bambiland» auf und sezieren schwindelerregend die jüngere Weltgeschichte, ganz wie es Elfriede Jelinek sich vorgestellt hat, indem sie «sozusagen mit der Axt dreinschlagen».
Für das Stadttheater rechts oben in Bayern, das übers Jahr üblicherweise mit gediegener Unterhaltung die Abonnenten zufriedenstellt und sonst nicht weiter auffällt, zwei ungewöhnliche, gewagte Premieren kurz hintereinander. Am Ende: geglückte Provokationen der unterschiedlichen Art.
Als Gastregisseur hatte man sich für «Bambiland» Gunther Möllmann geholt, der in den achtziger Jahren bei Peymann in Bochum inszenierte und spielte, später das ambitionierte freie Theater «Pumpenhaus» in Münster leitete. Und Möllmann zeigt Respekt, aber keine Angst vor der Textmasse, die er sich für sechs Schauspieler aufgedröselt hat, ohne ...
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Dumm gelaufen das. Gleich der erste, dem Papa mühsam abgetrotzte Fronteinsatz des jungen Nachwuchsfeldherrn wird zum Reinfall, der unvorsichtige Königssohn gefangengenommen. Als Geisel droht er zum entscheidenden Minuspunkt im taktischen Verhandlungspoker der verfeindeten Mächte zu werden, und von der Schramme, die er dabei abbekommen hat, wird ihm nicht einmal...
Am Ende vom «Dickicht der Städte», kurz vor dem Einstieg in das Dickicht des Brecht-Abends an der Volksbühne, kommt kurzzeitig so etwas wie Wettkampfstimmung auf: Die dagebliebenen Zuschauer buhen und fletschen die Zähne; die Schauspieler tänzeln aus der Applausordnung, johlen und recken die Fäuste wie Knockoutfighter, die einen laschen Punktsieg gelandet haben....
Im Frankfurter Schauspielhaus ist Wanda Golonka als Hausregisseurin die Spezialistin für ungewöhnliche Raumkonzepte. Mit Vorliebe bespielt die französische Regisseurin und Choreografin auch die nicht-öffentlichen Bereiche des Theaters oder schafft in den gewohnten neue Räume. Auch für ihre neueste Produktion darf sich das Publikum nicht in die Sessel bequemen,...