Galionsfigur der Krise
Wie wäre es, könnte man an dieser Stelle nicht nur von Plänen erzählen, sondern wüsste schon, wie das Stück und seine Inszenierung würden? Wäre das wünschenswert? All die kühnen Ideen, Hoffnungen und Projekte blühen doch am buntesten in der Vorstellung. Es ist die Lust am Risiko und, allen Einwänden zum Trotz, der Wunsch, das Theater, die Kunst einmal mehr auf die Probe zu stellen, die Theaterleute antreibt. Also rufen wir uns beherzt «toi toi toi» zu, bannen den Belzebub, und wissen doch, es bleibt, wie es immer war: Alles wird anders als (aus)gedacht.
In Zeiten wie unseren, in denen der Begriff «Krise» zum geflügelten Wort geworden ist, tritt sehr rasch die Figur der Kassandra auf den Plan. Jedermann ergeht sich in neuen Hiobsbotschaften, Schwarzsehen hat Konjunktur. Aber all das hat mit Kassandra und ihren legendären Zwischenrufen wenig zu tun. Es geht um die Botschaft, nicht um die Person, die sie verkündet.
Kevin Rittberger schreibt auf Anregung unserer Hausregisseurin Felicitas Brucker ein neues Stück für das Schauspielhaus Wien. Kassandra wird im Mittelpunkt stehen und ebenso die Frage: Wie begegnen wir ihr heute, oder besser: Wie sieht es heute aus, wie ...
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Alles falsch». So steht es in großen farbigen Lettern auf einem Plakat in dem sparsam eingerichteten Café «kwadrat» im Düsseldorfer Stadtteil Pempelfort, das Kathleen Morgeneyer für unser Treffen vorgeschlagen hat. Teil der Inszenierung? Sollte Stanislawski das hier aufgehängt haben, oder Strasberg oder ein anderer gestrenger Kunsterzieher? Ist die karge Bühne für...
In Elfriede Jelineks Texten reden sich die Leute zuverlässig um Kopf und Kragen. Besonders, wenn sie sich Mühe geben, nichts Falsches zu sagen. Aber was soll man in «Rechnitz (Der Würgeengel)» über ein Massaker an 180 Juden und anschließende Jahrzehnte des Totschweigens auch Richtiges sagen?
In Dennis Kellys Texten dagegen kommt für das Zuschauerauge kaum jemand so...
Die höchst produktive Schizophrenie des Andreas Kriegenburg ist jetzt schon neun Jahre alt. Sie brach im Jahr 2000 aus. Da sollte er am Wiener Burgtheater «Dantons Tod» inszenieren, kombiniert mit Heiner Müllers «Auftrag», ein Revolutions-Spektakel, und war sich plötzlich vollkommen sicher, wie die Bühne dazu auszusehen hatte: Drei Wände, die nach einem Vorspiel...