Zuschauerperformance nach LIGNAS Anweisungen, Foto: Anja Beutler/Mousonturm Frankfurt

Frankfurt: Das totale Mitmachtheater

LIGNA «Rausch und Zorn. Studien zum autoritären Charakter» (U)

Theater heute - Logo

Wir marschieren im Quadrat. Ein komplizenhaftes Nebeneinander und Hintereinander in losen Zweierreihen, das innerhalb weniger Minuten den Verkehr zum Stillstand bringt. Denn unser Marsch führt über vier Zebrastreifen, die eine Straßenkreuzung umspannen – und bald sind alle vier mit uns, dem Publikum, gefüllt. Zur Verblüffung der Autofahrenden, die verharren und starren. Ebenso rasch aber hat sich die Versammlung wieder aufgelöst, auf Kommando der Stimme in unseren Ohren ziehen wir weiter, die Straße herab, und der Verkehr rollt wieder.

In seiner neuen Performance «Rausch und Zorn» macht das Künstlerkollektiv LIGNA das Publikum einmal mehr zum Akteur. Mithilfe von Smartphones und Kopfhörern werden die Empfänger*innen zu Performer*innen, und im Geiste von Bert Brecht findet die Show nur statt, wenn man sie selber macht. Stets schaffen LIGNA in ihren Arbeiten Choreografien für ihre Besucher*­innen, sei es im Stadtraum oder auf der Bühne. «Rausch und Zorn» spielt an beiden Orten. Anfangs wird das Publikum in die italienische Stadt Fiume gelotst: Die Reise führt durch Nebenstraßen einmal um das Frankfurter Künstlerhaus Mousonturm herum, zum Bühneneingang, wo es von den Bewohner*innen ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Oktober 2017
Rubrik: Chronik, Seite 55
von Esther Boldt

Weitere Beiträge
Geschreddertes Schamgefühl

Muss man im Jahr 2017 eigentlich noch eine Diskussion über Nacktheit im Theater führen? Ja, muss man wohl tatsächlich, angesichts der Nackten, die das Hamburger Kampnagel-Gelände bevölkern und einen zwischen den einzelnen Stücken zwingen, sich zu ihrer Blöße zu verhalten. Lebende Statuen, eine an eine Säule gelehnt, eine auf dem Boden drapiert, zwei reiten...

Vorschau - Impressum (10 2017)

Neuanfänge in Berlin und Frankfurt: Am BE beginnt Oliver Reese mit betont solidem Ensemble-Theater, in Frankfurt übernimmt Anselm Weber, und in Dresden richtet sich nach einem Interimsjahr Joachim Klement mit seinem Team ein.

Polens Kulturszene versucht, sich der Erpressungen durch die nationalistische PIS-Regierung zu erwehren: Schlaglichter vom Posener Malta-Fest...

Kein Land in Sicht

Wien in den spätsommerlich warmen Tagen ist ein friedlicher Traum. Im Prater mauscheln die Bäume, selbst am Zentralfriedhof ist beste Stimmung, und frei und unbeschwert lässt sich nochmal das Leben in den Gassen an. Nur im Theater ist alles ganz anders. Gleich beide großen Bühnen der Stadt beginnen die neue Spielzeit mit dem Ende der Welt. Im Volksthea­ter lässt...