Fragespiele an der Zeitenwende
Weil’s endlich wieder schön war! Nach der letzten Premiere vor den Sommerferien, Tschechows Frühwerk «Die Vaterlosen», inszeniert von Jette Steckel als prachtvoll-sarkastischer Abgesang auf eine Generation früh Gescheiterter, gibt es zur Spielzeiteröffnung an den Münchner Kammerspielen gleich wieder ein verzweigtes Ensemblestück, das von kleinen und großen Fluchten und einer Welt im Umbruch erzählt: Bei «Im Menschen muss alles herrlich sein» von Sasha Marianna Salzmann ist zwar nur das (ironisch gemeinte) Titelzitat von Tschechow, aber Sehnsucht und Zweifel, das Schwelgen in Zu
kunft und Vergangenheit bei brüchiger Gegenwart lassen durchaus Verwandtschaft erkennen. Und auch sonst hat der zweite Roman der Dramatikerin Salzmann der Bühne Stoff in Fülle anzubieten, den Jan Bosse in seiner Inszenierung vielschichtig ausbreitet, in Teilen aber auch etwas zu ausführlich nachzeichnet.
Frauen im Zentrum
Erschienen 2021 bei Suhrkamp noch vor dem russischen Überfall auf die Ukraine, spannt der Text seine Erzählbögen von den Ausläufern der Sowjetunion über die disruptiven 1990er nach deren Zusammenbruch, in denen der Westen für Ausreisewillige noch wie ein si -cheres Versprechen erscheint, ...
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Theater heute November 2023
Rubrik: Aufführungen, Seite 20
von Silvia Stammen
BERLIN, AKADEMIE DER KÜNSTE
bis Januar 24, The Great Repair
Das Ausstellungsprojekt diskutiert die Widersprüche zwischen Wachstum und Ökologie in der Architektur und präsentiert über 40 Positionen aus Kunst, Architektur und Raumpraktiken, in denen Reparatur als neues Gestaltungsparadigma greifbar wird.
BERLIN, 6. BERLINER HERBSTSALON LOST – YOU GO SLAVIA
bis...
Das Käuzchen schreit, die Fichten leuchten düster im Mondlicht, grobe Mannschaftszelte drängen sich im Halbkreis auf der Lichtung, ein Lagerfeuer lodert vor sich hin. Bär(t)ige Männer greifen nach der Kaffeekanne, stimmen schleppend völkisches Liedgut an (Musik Tristan Brusch), lassen antisemitische Bemerkungen fallen, tragen seltsame Abzeichen am Ärmel. Vorne...
Mancher sitzt der Schalk im Nacken. Selbst im höheren Alter noch. Ginka Steinwachs zum Beispiel: Sie hat an einem Tisch im Ballhaus Ost Platz genommen, um einen «Poetikimpuls» zu platzieren, und also wirft sie, eher locker als impulsiv, immer wieder einen Ball ins Publikum. Weil dies ja schließlich ein «Ball-haus» sei. Wir, die Zuschauer, bringen ihn wie ihre...
