Flucht und Ankunft

Wohin mit den weißen Männern und mit den Toten, wie ankommen in Deutschland, wie leben am Rande Europas? Ella Hickson und Thomas Köck, Lola Arias und Nicoleta Esinencu stellen Fragen in Berlin und Hannover

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«Hi!» – «Hi!» Scheinwerferkegel im Zuschauerraum. Eine junge Frau of Color und ein nicht sehr alter weißer Mann tun so, als begegneten sie sich nach einer Theateraufführung zufällig im schon geleerten Zuschauerraum (natürlich ist das Schauspiel Hannover zur Premiere proppenvoll), trauen sich dann auf die Bühne und unterhalten sich über das gerade gesehene Stück. Er ist vom Theater, sie will dorthin.

Doch dann bricht es aus ihr heraus, eine Wutkritik an der gerade gesehenen Inszenierung: «Stumme Frauen in Hotpants, wollen Sie mich verarschen? Mit Trump an der Macht und den Ungeheuerlichkeiten, die abgehen? Die Welt zerbricht, und was ich hier gerade gesehen habe, soll Heilung bringen? Wir müssten schreien, in Zungen reden, einen Anfall kriegen, eine Scheiß-Wut haben, nackt und tobend, mit offenen Armen zum Himmel schreien.»

Geradezu rührend altmodisch mit seiner unsichtbaren vierten Wand beginnt Ella Hicksons sexismuskritisches Künstlerinnendrama «The Writer», das 2018 am Londoner Almeida-Theatre uraufgeführt wurde und jetzt auf der großen Bühne des Schauspiels Hannover in der Regie von Friederike Heller herauskommt. Ruby Commeys junge Autorin wechselt unruhig zwischen ...

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Theater heute Dezember 2019
Rubrik: Neue Stücke, Seite 24
von Eva Behrendt

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