Feldforschung in Heinersdorf

Robert Thalheim, Kolja Mensing: «Moschee. Eine szenische Rekonstruktion»

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Der gegenwärtige Stand: ein Konvolut von über dreihundert eng beschriebenen Seiten – 

Gesprächsprotokolle, Einblicke in Lebensläufe, mitgebracht von einer mehrwöchigen Forschungsreise in den Alltag rund um eine innerstädtische – nein: randstädtische – Brachfläche, deren Bebauungspläne zu heftigen Auseinandersetzungen führten. Die Aufregung geriet so groß, dass  nicht nur deutschlandweit die Medien berichteten, sondern kurzzeitig Reporter aus der ganzen Welt angelockt wurden.

 

 

Was war passiert? Das lokale Bezirksamt hatte das billige Bauland, gelegen zwischen Fast-Food-Restaurant und Shell-Tankstelle in der Nähe eines Autobahnzubringers, einer muslimischen Gemeinde zugesprochen, die sich auf der Suche nach einem Ort für ein neues Gotteshaus befand. Die Anwohner reagierten aufgebracht, schlossen sich in einer Bürgerinitiative zusammen, demonstrierten Hand in Hand mit Lokalpolitikern verschiedener Couleur und skandierten: «Wir sind das Volk!» Eine zweite Bürgerinitiative wurde gegründet, die gegen die erste Bürgerinitiative in Stellung ging, Zeitungen berichteten von schwelender Pogromstimmung. Schließlich wurden Brandsätze gelegt. Ein realer Fall. Ereignet hat er sich 2006 im bis ...

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Theater heute Jahrbuch 2009
Rubrik: Stücke der neuen Spielzeit, Seite 180
von Judith Gerstenberg

Vergriffen
Weitere Beiträge
Gesprochen und beglaubigt

Ich habe einen Preis bekommen für ein Stück, das zu einem großen Teil aus Reden besteht. Das müßte man nicht eigens betonen, aber es gibt ja auch Stücke, in denen keiner spricht. Boten berichten von etwas, von dem man nicht sprechen kann (im Unterschied zu Stücken, in denen man nicht unbedingt sprechen muß, aber darf) und von dem sie noch dazu ein Teil sind. Sie...

Darf man über die Stasi lachen?

Am 7. Oktober 1995 hatte ich bei den Freiburger Literaturtagen eine Lesung aus «Helden wie wir». Ich las im vollbesetzten Rathaussaal gemeinsam mit Radek Knapp, Petra Morsbach, Robert Schindel, Burkhard Spinnen und anderen. Die Veranstaltungen, wie ich sie damals erlebte, folgten einem bestimmten Muster: Ich kam als völlig Unbekannter, als unbeschriebenes Blatt,...

«Lasst uns doch alle gemeinsam den Rechtsweg gehen!»

Die erste Entdeckung im Archiv des Berliner Maxim Gorki Theaters ist ein massiver Stapel Schwarzweißfotos. Darauf: Jeweils zehn Schauspieler, die vom ersten bis zum letzten Bild ohne nennenswerte Positionsveränderung deklamierend an der Rampe stehen; die Männer in Anzügen, die Frauen in Sixties-affinen, aber gern auf staatstragend gerüschten Minikleidern. Der Abend...