Entfesselt nüchtern

Judith Hofmann, Thalia-Schauspielerin und Jessica in Sartres «Schmutzige Hände», nimmt sich nicht so wichtig. Das hilft gegen die Scham

Theater heute - Logo

Eigentlich ist sie schon ganz lange da. Nur so richtig groß aufgefallen, das war sie bisher nicht. Immer wohlwollend erwähnt, nie abgestürzt, sicher eine Stütze des Ensembles, aber nie: ein Star. Judith Hofmann wird demnächst 40. Das würde keiner glauben, der sie nur auf der Bühne sah, aus der sicheren Entfernung des Parketts, geschminkt und in der Rolle mädchenhaft burschikoser Frauenfiguren, die fast immer gute 10 Jahre jünger waren als sie selbst, neuerdings auch mal fast 20.

Zur Zeit spielt sie neben der schwarzgescheitelten, alterslos frommen Elisabeth in Millers «Hexenjagd» die Mittzwanzigerin Maggie in Williams’ «Die Katze auf dem heißen Blechdach» und Jessica in Sartres «Schmutzige Hände», laut Text 21 Jahre alt – die Rolle, in der sie endgültig unübersehbar wurde im attraktiven Frauenensemble des Hamburger Thalia Theaters zwischen Susanne Wolff und Maren Eggert, Paula Dombrowski und bis vor kurzem Fritzi Haberlandt.

Ungefähr in dieser Alterskohorte Anfang 30 hatte man sie vermutet, und so rieb sich niemand die Augen, als sie plötzlich als Jessica im kurzen Seidenhemd durch den Topfpflanzendschungel in Andreas Kriegenburgs Sartre-Inszenierung wirbelte. Gewiss, das war kein ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Mai 2007
Rubrik: Porträt, Seite 11
von Barbara Burckhardt

Vergriffen
Weitere Beiträge
Viele gute Freunde

Franz Wille Das Theatertreffen als jährliche Theaterolympiade – die zehn bemerkenswertesten Inszenierungen einer Saison, ausgewählt von einer unabhängigen Kritiker-Jury. Dieses Festivalformat hat sich jetzt schon seit über vier Jahrzehnten gegen alle Krisen und Anfechtungen behauptet. Sie leiten das Theatertreffen jetzt im fünften Jahr: Sehen Sie konkrete...

Theaterheimat

Was ist bemerkenswert? Neben all dem wunderbar gespielten und intelligent durchdachten Großstadttheater, das die Theatertreffen-Auswahl wie jedes Jahr beherrscht, sollte man auch bemerken, dass das deutsche Stadttheater gelegentlich ein paar Anstrengungen unternimmt, um aus seinem Lieblingsbereich, dem intellektuell aufgeschlossenen Spätbürgertum, auszubrechen und...

Vor Investitionsruinen

Die Verlockung muss groß sein, vielleicht, weil der Stoff so gewaltig ist und Tantiemen birgt. Nach Moritz Rinke (seit 2002 in Worms), Helmut Krausser («Unser Lied»), Marc Pommerening («die nibelungen. melodram») und einigen weniger Autorschaft beanspruchenden Hebbel-Bearbeitern (wie zuletzt Andreas Kriegenburg) hat nun Oliver Schmaering ein weiteres...