Endstation Familie

Jon Fosse revisited: Am Wiener Volkstheater inszeniert Kay Voges «Der Name» als Horrorkomödie

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Als Jon Fosse im Vorjahr der Literaturnobelpreis verliehen wurde, hatte er das Stückeschreiben längst eingestellt und sich weitgehend der Romanproduktion zugewendet. Zu seiner Theater-Hochzeit aber, zwischen 2000 und 2010, wurden allein im deutschsprachigen Raum nicht weniger als 19 Fosse-Dramen erstaufgeführt, insgesamt umfasst seine Werkliste mehr als 30 Stücke. Die meisten sind wortkarge, rätselhafte, reduzierte Familiendramen, weshalb der Norweger mit Ibsen ebenso gern verglichen wird wie mit Beckett.

Das erste auf Deutsch gespielte Fosse-Stück war «Der Name».

Thomas Ostermeiers Inszenierung, eine Koproduktion der Schaubühne mit den Salzburger Festspielen, hatte im Sommer 2000 Premiere. Die Handlung ist schnell erzählt: Eine hochschwangere junge Frau zieht mit dem Kindsvater in ihr Elternhaus am Fjord und findet dort abweisende Eltern und eine nervige kleine Schwester («Wie dick du geworden bist») vor; am Ende verlässt der Kindsvater das ungastliche Haus.

Ostermeier, der damals gerade die Co-Leitung der Schaubühne übernommen hatte, brachte das Stück minuziös realistisch auf die Bühne, was aber nicht so recht funktionieren wollte. Die Inszenierung sei «von der Wirklichkeit in ...

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Theater heute Dezember 2024
Rubrik: Aufführungen, Seite 20
von Wolfgang Kralicek

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