Ein tiefer Atemzug Hoffnung
Noch immer dient das Leben großer Geister dem voyeuristischen Publikum als Beglaubigung für deren Denken. Eine existentielle Grundierung einsamer Schreibtischkämpfe befördert zumeist den Nachruhm; materielle oder seelische Nöte bewirken dann wenigstens verspätete Rezeptionsgewinne.
Was wäre Nietzsche in unseren Augen ohne sein umnachtetes Ende, was Kierkegaard ohne seine inneren Qualen, was Max Weber ohne seine sexuellen Pathologien und langwierigen Depressionen? Doch solcherart Ruhm ist stets auch ein Risiko für eine intellektuelle Vita: Alle Welt kennt heute Hannah Arendt als Geliebte Martin Heideggers, während ihre Philosophie hinter dieser privaten Leidenschaft mitunter fast verschwindet.
Solch eigentümlich miteinander verwobenes Geflecht von Leben und Denken, inklusive Vor- und Nachteile, prägt zweifellos auch die Wirkungsgeschichte von Theodor W. Adorno und Walter Benjamin. Beider persönliches Drama war das Exil, in das sie nach 1933 durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland gezwungen wurden. Zwei Pariaexistenzen im Überlebenskampf, im intellektuellen und wortwörtlichen Sinne – dieses tragische Schauspiel bewegt zu Recht die Fantasie der ...
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