Die schöne Unübersichtlichkeit
Außerhalb der Fachzirkel war sie in den letzten zwanzig Jahren, zumindest hierzulande, wohl ein bisschen aus dem allgemeinen Theaterbewusstsein gerutscht, diese Olympiade des Bühnenbilds. Für diejenigen jedoch, die als Bühnenbildner arbeiten, blieb sie seit ihrer Gründung 1967 als einzige internationale Ausstellung dieser Art immer das, was Venedig oder Kassel für die zeitgenössische Kunst bedeuten.
Der Industriepalast von Prag, ein originärer Jugendstilbau, vier Stationen mit der Tram aus der Altstadt über die Moldau, ist mit einer Reihe von hochrangig jurierten Auszeichnungen alle vier Jahre Pilgerort und Leistungsschau der Branche. Einar Schleef zum Beispiel war einst hell begeistert, einmal dabei sein zu dürfen. Aber was kommt da wie zusammen, hält man sich allein vor Augen, dass inzwischen 55 Länder mit völlig unterschiedlichen Theaterkulturen daran teilnehmen? Traditionell liegt die Veranstaltung in der Hand des tschechischen Theaterinstituts, das bislang thematische Leitlinien vorgab, die so flexibel sein mussten, dass sie keine Einschränkung der Teilnahme darstellten und doch von der Hoffnung getragen waren, allgemeine Trends in ihrer Besonderheit abbilden zu können.
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Theater heute August/September 2007
Rubrik: Kunst, Bühne & Videotapes, Seite 27
von Thomas Irmer
Noch immer dient das Leben großer Geister dem voyeuristischen Publikum als Beglaubigung für deren Denken. Eine existentielle Grundierung einsamer Schreibtischkämpfe befördert zumeist den Nachruhm; materielle oder seelische Nöte bewirken dann wenigstens verspätete Rezeptionsgewinne. Was wäre Nietzsche in unseren Augen ohne sein umnachtetes Ende, was Kierkegaard...
Der Monolog, das große Solo, ist die Königsdisziplin für Schauspieler. Einmal allein vor dem Publikum stehen und so tun, als wäre es nicht da: allein sein mit dem Text, versinken in das Sprachmaterial, aufgehen in innerer Erfahrung. Der New Yorker Schauspieler Harvey Keitel, bekannt aus Filmen von Martin Scorsese bis Quentin Tarantino, bekommt dieses große Solo in...
Herr Müller könnte einer jener Menschen sein, die zur Arbeit fahren, die Strecke wie die eigene Hosentasche kennen und kaum noch etwas wahrnehmen. Früh am Morgen sitzt er noch etwas zerstört in der Straßenbahn und hat alles schon tausendmal gesehen. Berührt hat ihn nichts. Passiert ist nie was, sieht man davon ab, dass die eine oder andere Fassade der Mannheimer...