Die Mutter aus der Schreibmaschine
Eine ungewollt schwangere Frau hadert mit ihrer wachsenden Leibesfrucht, weil diese ihr ihre Freiheit nimmt und sie von der anvisierten Sportlerkarriere abhält – das könnte ein Gegenwartsstück über Singledasein und Erfolgsfixiertheit sein. Es ist aber ein quasi-autobiografisches Werk von Herbert Achternbusch über seine werdende Mutter im Jahr 1938. Der 2005 erschienene Text (abgedruckt in TH 10/5) wurde jetzt uraufgeführt. Nicht im heimischen München, sondern in Mannheim als Teil des Uraufführungsreigens des neuen Schauspieldirektors Burkhard C. Kosminski.
Dessen Inszenierung löst den dahinströmenden inneren Monolog, den Achternbusch seiner Mutter zuschreibt, in klare Dialoge auf: zwischen der Schwangeren und ihrem Sohn.
Das ist theatral wirksamer, verzichtet aber auf eine interessante Ebene des Textes: Als Monolog erlaubt der Text der Mutter, sich Achternbusch-typische Pampigkeiten als Antworten ihres Embryos vorzustellen, macht also den Autor zum Gedankengeschöpf seiner Mutter – eine beachtliche Liebeserklärung eines Schreibenden. «Was du wohl werden würdest, wenn ich dir eine Chance gäbe?», sinniert sie ausdrücklich.
Die Inszenierung hingegen visualisiert Imagination und ...
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