Die Kunst des Nicht-Beherrschens
Eine Sache nicht zu beherrschen ist der Anfang der Kunst. Und nicht nur der Anfang, sondern auch das Ende und Ziel, so sieht es jedenfalls das Nature Theater of Oklahoma, das die Sache des Theaters so gut es nur geht nicht beherrscht. Das Duo (und Paar) Kelly Copper und Pavol Liska ist seit rund fünfzehn Jahren unter dem Kafkas «Der Verschollene» entlehnten Namen mit einer mal stabileren, dann wieder wechselnden Gruppe von Performern unterwegs.
Die beiden leben zwar in New York, nutzen aber vor allem die von öffentlichen Geldern Europas geschaffenen Infrastrukturen, die ihnen die halbwegs kontinuierliche Arbeit, mal an Produktionshäusern, mal an Stadttheatern ermöglicht.
Eine deutschsprachige, aber europäische Koproduktion ist auch das soeben erschienene Buch über «Leben und Arbeit des Nature Theater of Oklahoma». Kein akademischer Band, wenngleich auch Akademiker*innen wie der Frankfurter Theaterwissenschaftler Nikolaus Müller-Schöll darin schreiben. Das Buch ist ein Zwischending, halb aus den Nähten geplatztes Programmheft, halb ausstellungsbegleitender Kunstkatalog. Finanziert haben ihn Theater und Produktionshäuser, von HAU bis Kampnagel, vom Kaaitheater in Brüssel bis zum ...
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Theater heute Dezember 2019
Rubrik: Büchermagazin, Seite 40
von Ekkehard Knörer
Nein, keine besonderen Neuigkeiten. Wer sich durch das eindrucksvollste Zahlenwerk zum deutschen Theater, die gerade erschienene Theaterstatistik des Deutschen Bühnenvereins 2017/2018 blättert, sieht auf den ersten Blick business as usual. Keine Abstürze, keine steilen Zuwächse. Der Motor brummt.
Auf den zweiten Blick brummt der Motor immer noch, allerdings...
Im Berliner Kulturverlag Kadmos sind zwei Bände höchst aktueller Theatergeschichte erschienen, die von der gesellschaftlich offenen und formal kühnen Theaterarbeit des Autors Sergej Tretjakow, des Regisseurs Wsewolod Meyerhold und des Filmpioniers Sergej Eisenstein handeln, deren Ziel die Aufführung und Verfilmung des Stücks «Ich will ein Kind haben» war. Die...
Da steht er also, heiß erwartet – Joachim Meyerhoff in Molières Verwechslungskomödie «Amphitryon». Er ist nicht Amphitryon, er ist der Diener Sosias, der Gattin Alkmene von der ruhmreichen Feldschlacht berichten soll. Dumm nur: Er war gar nicht dabei. Aber für ein Schlitzohr wie Sosias, wie Meyerhoff, ist sowas kein Problem. Das Spiel ist ihr Metier, doch das Spiel...
