Die kritische Masse

Über Interessenverbände und Gewerkschaften gestaltet eine neue Generation längst die Veränderung der Theater

Theater heute - Logo

Gewerkschaftsarbeit, seien wir ehrlich, ist ein Wort, bei dessen staubigem Klang sich normalerweise Hustenreiz einstellt. So war es jedenfalls, bis Ende März Lisa Jopt in einem YouTube-Video sich und ihre «Modernisierungsagenda» den Mitgliedern der Genossenschaft deutscher Bühnenarbeiter:innen vorstellte: In vierzig sachlichen und doch unterhaltsamen Minuten erklärt die 1984 geborene Schauspielerin, warum sie genau die Richtige für den Job der GdBA-Präsidentin ist.

Einmal, weil sie im Team schon ziemlich erfolgreich das von ihr 2015 mitgegründete ensemble-netzwerk zu einem immerhin 1049 Mitglieder starken Interessenverband gemacht hat, der aus der deutschsprachigen Theaterdiskurslandschaft nicht mehr so leicht wegzudenken ist. Dann, weil sie einen konkreten Plan hat, wie der NV-Solo reformiert werden muss. Und drittens, weil ihr zusätzlich noch sieben weitere «Impulse» einfallen, die ein altehrwürdiger Arbeitnehmerverein wie die GdBA dringend benötigt, um überhaupt attraktiv für neue Mitglieder zu werden.

Vermutlich wurde Jopt im Mai nicht nur wegen ihres Videos tatsächlich zur ersten (designierten) Präsidentin des 150-jährigen Traditionsvereins gewählt. Aber dass sie sämtliche ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Jahrbuch 2021
Rubrik: Zeitenwende, Seite 40
von Eva Behrendt

Weitere Beiträge
Life is live

Natürlich gehen wir davon aus, dass die Pandemie irgendwann enden wird, aber werden wir danach wirklich wieder zur «Normalität» zurückkehren? Was heißt denn schon «Normalität»? Werden wir überhaupt wieder vor vollen Tribünen spielen dürfen? Sicher ist nur, dass nichts sicher ist. In gewisser Weise gilt das ja ganz grundsätzlich fürs Theater. Oder um es mit...

Willkommen im großen Zaudern

Es ist nicht so, dass es keine männliche Rolle gäbe in Svenja Viola Bungartens neuestem Stück «Maria Magda» mit dem sie den deutschsprachigen Wettbewerb des Heidelberger Stückemarkts 2021 gewonnen hat. Eine gibt es schon, bei der es zumindest dramaturgisch verschenkt wäre, sie nicht mit einem Mann zu besetzen: Die Rede ist von Gott. Und der muss für einiges...

Am digitalen Lagerfeuer

Mein intensivstes Theatererlebnis in dieser unglaublich schweren Spielzeit, die jetzt endlich zu Ende geht, hatte ich nicht im Theater, sondern vor dem Bildschirm. Und mit Bildschirm meine ich in diesem Fall tatsächlich den des Smartphones. Es waren die letzten Momente eines Events des twitch-Streamers Ludwig Ahrgren, das unter dem Namen «Subathon» googlebar ist...