Am digitalen Lagerfeuer
Mein intensivstes Theatererlebnis in dieser unglaublich schweren Spielzeit, die jetzt endlich zu Ende geht, hatte ich nicht im Theater, sondern vor dem Bildschirm. Und mit Bildschirm meine ich in diesem Fall tatsächlich den des Smartphones. Es waren die letzten Momente eines Events des twitch-Streamers Ludwig Ahrgren, das unter dem Namen «Subathon» googlebar ist und vermutlich im Guiness-Buch der Rekorde auftauchen wird, wenn es sowas wie das Guiness-Buch überhaupt noch gibt.
Ahrgren ist einer der bekanntesten Live-Streamer auf der zu Amazon gehörenden Streamingplattform twitch – täglich kann man ihm gemeinsam mit 20.000 anderen dabei zusehen, wie er in seinem Zimmer sitzt und Computerspiele spielt. Manchmal spielt Ahrgren auch nicht, sondern unterhält sich einfach mit seinen Zuschauer:innen, «Just chatting» heißt das dann auf twitch.
Am 14. März dieses Jahres jedenfalls startete Ahrgren seinen Stream unter einer simplen Prämisse: Rechts oben im Streamingbild war eine Stoppuhr eingeblendet, die 30 Minuten anzeigte. Nach Ablauf dieser Zeitspanne würde Ahrgren, der ansonsten täglich mehrere Stunden online ist, seinen Stream beenden. Seinen Zuschauer:innen aber gab er die ...
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Theater heute Jahrbuch 2021
Rubrik: Streaming, Seite 90
von Christopher Rüping
Digitales Theater ist genau genommen kein Theater. Es ist ein seltsamer Hybrid, eine Kreuzung aus Film und Theater, an dessen Erforschung und Entwicklung an allen Theatern Europas gerade fieberhaft gearbeitet wird. Mit offenem Ende. Dabei ist ein Paradox offensichtlich: Die Digitalisierung entfernt die zwei Haupt-Protagonist:innen des Theaters – also Bühne und...
Da war doch was. Richtig, ganz links hinten im Keller, dort, wo die alten abgelegten Selbstfeiern von Intendanten (damals in aller Regel männlich) lagern, die sich in dicken Büchern nach fünf Jahren Amtszeit eine «Ära» bescheinigt und in teuren Prachtbänden eingesargt haben, da wartet er geduldig, der einsame, graue Diamant. «War da was?» hieß demonstrativ...
«Über die Fiktion der Kunst lernen wir die Welt besser zu verstehen.»
Xenia Hausner
Die Zeit der durchweg geschlossenen Theater war auch eine der Suche nach neuen Bühnen und anderen Erlebnis-Räumen. Gefunden haben wir eine Erweiterung unserer ästhetischen und operativen Möglichkeiten. Hielten wir es in Vor-Pandemie-Zeiten noch für schwierig bis ausgeschlossen, zur...