Die Jahrhundert-Verlegerin
Wer Maria Müller-Sommer und ihren (ihren!) Theaterverlag in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einmal in der alten Dahlemer Villa besucht hat, dürfte ein paar wichtige Einsichten mitgenommen haben. Die wahren Herrlichkeiten lagen nämlich im Keller: das Archiv und die Küche. In Ersterem waren in vornehm angestaubten Fächern unter locker gestapelten Manuskript -haufen Kostbarkeiten zu finden wie u.a. unübersetzte und längst vergessene Stücke von George Tabori, und in Letzterem wurde von einer emsig wirtschaftenden Köchin das Mittagessen vorbereitet.
Dieses wurde dann zur vorbestimmten Stunde per leise rumpelndem Essensaufzug (!) ins Erdgeschoss befördert und dort von einem Hausmädchen in stilvoller Runde serviert. Dann saß der ganze Verlag um den Tisch und sprach gepflegt über die anstehenden Dinge. Die Stimmung war von unnachahmlich zwangloser Steifheit.
Frau Dr. Maria Müller-Sommer hat ihr verlegerisches Königinnen-Reich seit den späten 1940er Jahren mit wachen literarischen Prioritäten und charmanter Disziplin aufgebaut. 1945 im Alter von 23 Jahren mit einer Arbeit über «Zensur in Berliner Theatern im 19. Jahrhundert» an der Friedrich-Wilhelm-Universität (heute Humboldt Uni) ...
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Theater heute Oktober 2023
Rubrik: Nachruf, Seite 44
von Franz Wille
BERLIN, AKADEMIE DER KÜNSTE
bis 26.11., Luc Tuymans – Edith Clever
Der belgische Maler und Kurator Luc Tuymans hat die Schauspielerin Edith Clever zum Auftakt einer neuen Serie der Sektion Bildende Kunst eingeladen, in der Arbeiten von Akademie-Mitgliedern unterschied -licher künstlerischer Disziplinen mitein -ander konfrontiert werden. Gezeigt werden Leihgaben,...
Am 11. Juli dieses Jahres starb der 1949 im Berliner Osten geborene, durch die produktive Zusammenarbeit mit Heiner Müller bekannt gewordene Maler-Bühnenbildner Hans-J. Schlieker, der alles Sehbare sehen, alles Einsehbare vergessen und nur Künstler sein wollte. Interessiert nur an dem, was ist, jenseits von Begriffen und Beschreibung. Er hielt Kunst als Tätigkeit...
Abends sinken die Temperaturen dann doch unter vierzig Grad. Die steinernen Sitzbänke im weiten Rund des Amphitheaters sind aber immer noch so aufgeheizt, dass man sie gut als Herdplatte nutzen könnte. Das weite Rund oben am Berg, etwas abseits des Küstendorfes Epidaurus, fasst maximal 14.000 Zuschauer:innen. An diesem Abend zugelassen sind «lediglich» 9000. Der...