Die Freude an der Überforderung

… wird nicht von allen geteilt, aber ohne komplexe Erzählung kommt man den Wirklichkeiten nicht nah

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Nichts Privates auf der Bühne», kreischt Rabbit. «Wir sind hier, um zu unterhalten. Kunst kann eine Menge von Bono lernen!» «Wer ist Bono?», antwortet der Wolken­hirte: «Ein Künstler? Auch eine Skulptur? Oder ein Museum – MOMA, MOCA, BONA, BONO?» «You have nothing understand. Idioten», kauderwelscht Ohne Titel (Granit) im Seufzerton. Da wendet sich Four Cubes ab und Elegy III zu: «Ich mag Rabbit nicht.» Daraufhin Elegy III: «Du meinst den Bunny?»

So geht das die ganze Zeit.

Obwohl dieses Drama ohne Bühnenbild auskommt, zeigt es ein Labyrinth der Missverständnis­se. Jeff Koons stahlpoliertes Luftballon-Karnickel produziert New Yorker Event-Hysterie, Sol LeWitts vier weiße Würfel rezitieren unablässig aus des Meisters 35 «Sentences on Conceptual Art» von 1969, Ulrich Rückriems Granit-Stele zeigt deutsche Intellektuellen-Arroganz in ganz miesem Englisch, Hans Arps wolkiger Handschmeichler mit Penisausstülpung in Kupfer erklärt seine Naivität zur weltkriegsgeschulten Skepsis gegen Logik und baggert mit abstrakten Gedichten die einzige weibliche Skulptur dieses Schauspiels, Barbara Hepworths «Elegy III» an, die sich unter den Angebern vorkommt wie beim Pimmel-Contest unter der ...

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Theater heute August/September 2007
Rubrik: Kunst, Bühne & Videotapes, Seite 12
von Till Briegleb

Vergriffen
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