Der Sprücheklopfer
Die Zeiten von «Harry, fahr schon mal den Wagen vor» sind endgültig vorbei. Bekanntlich ist dieser Satz in der Serie, die jedermann damit assoziiert, nie gefallen. Kultstatus hat er trotzdem, weil seine wunderbar sachliche Banalität alles einschließt, was die guten alten deutschen Krimi-Serien wie «Derrick» eben ausmachte: Behäbigkeit und Ernst, verkörpert von Männern, die als oberste Tugend das Ruhe-Bewahren hochhielten und sich nicht scheuten, Gesprächspausen mit gewichtig vorgetragenen Worthülsen zu füllen.
Die Dialoge hielten sich streng an das Schema: «Ihr Mann ist ermordet worden.» «Ermordet?» Die deutschen Kommissare von damals arbeiteten dazu noch mit den Methoden der psychologischen Einfühlung und des strengen Nachfragens: «Man fand ihn in der Badewanne.» «In der Badewanne?» Heute dürfen männliche Ermittler in deutschen Serien fast nur noch als Duo agieren, und ihre Hauptbeschäftigung besteht darin, lässig und witzig zu sein. Mit ernstem Gesicht in die Kamera zu blicken und weise klingende Sätze zu sagen, ist unterdessen Aufgabe weiblicher Verbrechensbekämpferinnen geworden. Trotzdem hat es noch keine deutsche Kommissarin, ob Rosa Roth oder Bella Block, geschafft, sich etwa ...
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Zwei Filme im Panorama-Programm, wie sie unterschiedlicher nicht sein können: «Absolute Wilson», ein Glamour-Film über ein Glamour-Genie, und «Hamburger Lektionen», die spröde Dokumentation eines gesellschaftlichen Tatbestands, von dem man, außer dass er existiert, nichts weiß. Beide Filme wollen Informationen weitergeben und bedienen sich der jeweils angemessenen...
Barbara Burckhardt Seit Ihrem Episodenfilm «Lichter» (s. TH 4/03) haben Sie verstärkt und wohl mehr als jeder andere deutsche Filmregisseur mit Theaterschauspielern gearbeitet. Manche haben Sie erst fürs Kino entdeckt, wie August Diehl für das Hacker-Drama «23», der auch in «Lichter» spielte, zusammen mit Devid Striesow, den wir vorher auch nur aus dem Theater...
Mehr als vierzig Jahre, nachdem er seine Heimat fluchtartig verlassen hatte, kehrte Peter Turrini heim nach Kärnten. Genauer gesagt, in jenen vergleichsweise kleinen Teil Kärntens, an dem er sich nach eigenen Angaben noch heimisch fühlt: «das Quadratmeterausmaß der Bühne des Klagenfurter Stadttheaters». Hier wurde, dreieinhalb Jahre nach dem spektakulär gefloppten...