Der Daseinsnostalgiker
Bernd Noack Das Drama der Stunde ist «Die letzten Tage der Menschheit» von Karl Kraus. In Wien kann man gleich an zwei Häusern Neuinszenierungen sehen. Kraus selber sagte es praktisch voraus, dass man vergessen wird, was damals geschehen ist, und deshalb genauso weitermachen wird.
Ist die Menschheit unfähig zu lernen?
Franz Schuh Die Tatsache, dass dieses Drama «Die letzten Tage der Menschheit» heißt, könnte man ja einfach konterkarieren mit folgendem satirischen Spruch: Das ginge ja nun doch nicht, «Die letzten Tage der Menschheit» schreiben und sie überleben. Aber gemeint ist eigentlich, dass das, was als positive Projektion in dem Wort Menschheit stecken mag, dass das nunmehr nicht funktioniert. Mit diesem Ersten Weltkrieg, folgt man Kraus, wird eigentlich eine Grenze zu einer Grausamkeit überschritten sein, die nicht mehr rückgängig zu machen ist. Der Zweite Weltkrieg und ihm folgende Kriege an anderen Orten der Welt belegen das ja: Die alte Frage, ob die Menschen aus der Geschichte etwas lernen, kann man hegelianisch, also mit dem Philosophen Hegel beantworten: Dass man aus der Geschichte nur lernen kann, dass die Menschen aus der Geschichte nichts lernen.
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Theater heute Oktober 2014
Rubrik: Magazin, Seite 75
von Bernd Noack
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ANMERKUNG ZU DER ETWAIGEN UMSETZUNG DES SKRIPTS AUF EINER THEATERBÜHNE
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