Das Stück, das ein Film sein soll

Jörg Albrechts «Worin noch niemand war (ein Heimatfilm)»

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Dieser Herbst ist wieder mal ein deutscher Herbst. Aber diesmal zieht sich der Herbst schon durch das ganze Jahr. Alle möglichen Leute versuchen auf Teufel komm raus, die Geschichte der RAF für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Jetzt, da die letzten Häftlinge bald ihre Zellen verlassen werden, ist der Kampf um die Deutungshoheit entbrannt. In der Literatur, im Feuilleton, in der Kunst, im Fernsehen und auf dem Theater. Eine ganze Generation (68er), ihre Gegner und ihre Nachgeborenen umkämpfen die Bedeutung dieses kleinen Zipfels aufständischer westdeutscher Geschichte.

Die einen haben es schon immer gewusst und distanzieren sich, wo es nur geht, die anderen sammeln im Geiste weiter für den Zahn­ersatz der ein-geknasteten Heroes und präsentieren sich selber als zahnlose, aber recht großmäulige Kämpfer.

Das Auffälligste an fast all diesen Debatten ist die Simplifizierung, mit der zu Werke gegangen wird. Wer am lautesten schreit, der wird gehört, die leisen sind meistens die komplizierten Stimmen und werden gerne vergessen. Vielleicht ist das der Grund, warum Jörg Albrecht so gerne mit Megaphon auftritt, wenn er zu einer seiner denk- und hörwürdigen Leseperformances ansetzt. ...

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Theater heute Jahrbuch 2007
Rubrik: Neue Stücke der neuen Spielzeit, Seite 146
von Björn Bicker

Vergriffen
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