Das große kleine Haus
Der Name Schauspielhaus ist eigentlich ein Witz. Mit seinen 220 Plätzen ist das Theater in der Wiener Porzellangasse mehr eine größere Kellerbühne als die repräsentative Institution, die man gemeinhin mit dem Begriff assoziiert. Dass der Wiener Regisseur Hans Gratzer, der davor mit einer freien Gruppe Furore gemacht hatte, sein 1978 in einem abgewohnten alten Kino eröffnetes Theater Schauspielhaus nannte, war einer Mischung aus Chuzpe und Ironie geschuldet – und schlicht dem Umstand, dass es in Wien damals kein Theater dieses Namens gab.
Gratzer war jedenfalls selbstbewusst genug, auch einem übermächtigen Konkurrenten wie dem Burgtheater Paroli zu bieten. Von Anfang an hatte das Schauspielhaus, per definitionem eine Mittelbühne, den Nimbus einer Großbühne, die eben etwas kleiner dimensioniert war. Diesen Status hat sich das Schauspielhaus auch in den folgenden Jahrzehnten bewahrt. Auf Gratzers erste Direktion (1978–1986) folgte George Tabori (1987–1990), der das Schauspielhaus in «Der Kreis» umbenannte und damit an das Bremer Theaterlabor der 1970er Jahre anschließen wollte – dann aber bald ans Burgtheater weiterzog.
Nach Tabori kehrte Hans Gratzer zurück, der das Schauspielhaus ...
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Theater heute März 2024
Rubrik: Start, Seite 42
von Wolfgang Kralicek
Theater heute Wolfram Höll, Sie kommen aus Leipzig und leben schon längere Zeit in der Schweiz. Man hört in Ihrer Stimme inzwischen einen leichten Schweizer Tonfall. Sie haben sich sprachlich schon akklimatisiert?
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