Chemnitz: Wer wollen will
Nun hat auch Chemnitz seinen kompletten «Faust» beisammen. Schauspieldirektor Carsten Knödler eröffnet zur neuen Spielzeit mit dem zweiten Teil der Goetheschen Höllenfahrt nach dem ersten des letzten Jahres, und knüpft auf jeden Fall genau da an, wo er den Vorhang fallen ließ. Wieder gibt Philipp Otto den Gelehrten und Dirk Glodde das Teufelchen, während Marko Bullack als weitgehend sprachlose, aber zuweilen singende Seele zumeist auf die Plätze verwiesen wird.
Es ist eine Inszenierung der großen Geste und der kraftvollen Striche, die in gut zweieinhalb Stunden das Wichtigste aus dem «Faust»-Konvolut zusammenrafft und auf den reinen Handlungsstrang reduziert. Auf der Strecke bleiben dabei nicht nur manch metaphysische und philosophische Ausschweifung, sondern auch die kleinen rhetorischen Auseinandersetzungen mit ihren glitzernden Perlen zwischen den beiden Protagonisten. Nur selten blitzt der feine Witz im groben Zuschnitt durch.
Aber das Gerüst trägt. Frank Hänig hat einen leicht schräg gekanteten Kasten mit fahrbarer Rückwand auf die Bühne des Chemnitzer Schauspielhauses gesetzt, der elegant die zahlreichen Auf- und Abgänge ermöglicht. Hinzu kommen jede Menge Bühneneffekte vom ...
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Theater heute November 2018
Rubrik: Chronik, Seite 56
von Torben Ibs
Mit Ignaz Kirchner stand ich in einer Gosch-Inszenierung von «Warten auf Godot» in Köln auf der Bühne, als Godot tatsächlich kam. Wir waren erlöst, bis sich dieser Kölner Godot – naturgemäß! – als Studenten-Ulk entpuppte.
Erst einmal stürmte ich hinter den Schmuckvorhang zum wartenden Ignaz. «Ignaz! Wir können in die ‹Glocke›, Milch trinken, Godot ist gekommen....
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Das gilt auch für Orest, den letzten...