Cadillac, Flossenheck

Wolfram Höll, der Konzeptwortkünstler unter den Theaterautoren, hat ein Stück aus lauter Springsteen-Songzeilen geschrieben

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Das Universum der Lyrics von Bruce Springsteen hat etwas Patina angesetzt. Nehmen wir, nur zum Beispiel, zwei seiner Fixsterne: Das Auto war in den letzten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, als der «Boss» unzählige Songs rund um Cadillacs, Highways und Thunder Roads schrieb, noch ein echtes Freiheitsversprechen, ein Symbol für Ausbruch und Selbstverwirklichung, für die wacklige Chance, irgendeiner staubigen Kleinstadt im Nirgendwo zu entkommen und mit der Karre und einer Mary oder Patti an der Seite zu glänzenderen Orten aufzubrechen.

Heute denkt man zuerst an den fossilen Sprit, den die Dinger immer noch schlucken, und ob Springsteens Lieder mit Elektromotoren auch rocken würden, steht, tja, in den Sternen.

Ein anderer und doch verwandter Fixstern ist das Feuer. Allerdings weniger jenes, welches in irgendwelchen Hochöfen lodert (das auch, etwa in «Youngstown») als das des Begehrens zwischen Mann und Frau (nein, sonderlich queer war der Boss wirklich nie). Bei «Fire», einem verführerisch-ungeduldig vor sich hin puckernden Song, dürften strenge Feminist*innen heute die Krise kriegen: «I’m driving in my car / I turn on the radio / I’m pulling you close / You just say no / You ...

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Theater heute Juli 2021
Rubrik: Das Stück, Seite 22
von Eva Behrendt

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