Boulevard der Dämmerung

Frankfurt: Bernhard Mikeska/Lothar Kittstein «Je t’aime, je t’aime» (Schauspiel)

Theater heute - Logo

Hollywood im Bockenheimer Depot. Nur ein paar Schritte aus dem Dunkel des Foyers, und wir sind mittendrin in der Traumfabrik. In einer coolen Villa auf den Hollywood Hills – Sixties-Stil, Swimmingpool und Blick auf die Lichter von L.A. – wird der Geburtstag einer Diva gefeiert. Als Gäste der Party «mit all diesen wichtigen Leuten» dürfen die Zuschauer dabei sein. Als Zaungäste allerdings, denn eine aktive Rolle haben sie nicht. Nähe und Unmittelbarkeit erweisen sich als trügerisch. Was wie Mitmachtheater aussieht, ist keins.

Zwar laden Schalensessel und Couchgarnituren zum Platznehmen ein, und man kann sich frei bewegen. Doch die Akteure ziehen ihr ganz eigenes Ding durch, und Sekt gibt es auch nicht. Beim Smalltalk über das Wetter und die Kunst geht es ums Eingemachte: den nächsten Film, ob man noch «drin» ist oder schon «draußen», das Leben, die Liebe, den Tod. Die Tonspur wird dem Zuschauer per Kopfhörer übertragen: Gespräche, Atmosphäre, Musik. Das schafft Distanz, und bei Simultan-Aktionen muss man sich seine Szene erstmal suchen und heranzoomen. Keine Party also, sondern ein Filmset? Da ist man,
fasziniert und abgestoßen zugleich, schon ganz froh, nur Komparse zu sein.

Catrin ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute November 2011
Rubrik: CHRONIK, Seite 51
von Sabine Heymann

Weitere Beiträge
Paragrafen gegen Pferdeleben

Eines muss man dem Hengst, einer tragenden Figur aus Lars-Ole Walburgs Hannoveraner Spielzeit-Eröffnungsinszenierung, lassen: Er müht sich redlich, keine der platterdings mit seinem Namen verbundenen Assoziationen auszulassen. Schon während die Zuschauer ihre Plätze einnehmen, hüpft der Rappe in einer durch und durch humanoiden Kombination aus Rocker- und...

Impressum

Die Intendanzen am Residenztheater München und am Düsseldorfer Schauspielhaus suchen neue Perspektiven
Heinz Bennent – ein Nachruf

nächster Stückabdruck: Iwan Wyrypajew "Illusion"

 

Die Theaterzeitschrift im 52. Jahrgang
Gegründet von Erhard Friedrich und Henning Rischbieter
Impressum
Herausgeber
Friedrich Berlin Verlag
Redaktion
Eva Behrendt
Barbara Burckhardt
Franz Wille...

In Konsens-Gewässern

Theaterbetriebe werden oft als Dampfer bezeichnet, und Intendanten sehen sich bekanntlich gern in der Rolle des Steuermanns. Wohl um diesem guten Gefühl auch mal auf der Bühne Ausdruck zu verleihen, hat sich Johan Simons zur Eröffnung seiner zweiten Spielzeit als Intendant der Münchner Kammerspiele Federico Fellinis Alterswerk «E la nave va» aus dem Jahr 1983...