
Das Ensemble, Foto: Thilo Beu
Bonn: Schlammschlacht
Keine deutsche Stadt ohne Bauskandal und kein Theater ohne Bauskandal. Und wenn das Theater mal selbst nicht Gegenstand des Skandals ist, kann es umso gründlicher den lokalen Korruptionssumpf durchpflügen. In Bonn geht es um Großes. Darum, wie aus der gedemütigten kleinen Ex-Bundeshauptstadt eine Weltstadt wird, um den WCCB-Skandal. Um den Umbau der alten Bundestagsbauten zu einem riesigen Weltkonferenzzentrum. Wie die Stadt grob fahrlässig einem Betrüger vertraute und dabei 300 Mio. Euro verspielte.
Aus der Enttäuschung über den Abzug der Regierung nach Berlin entsteht die Hybris, nun um jeden Preis UN-Stadt werden zu wollen. Bürgermeisterin Bärbel Dieckmann treibt das Projekt voran, ohne die Verantwortung justiziabel zu übernehmen. Der windige koreanische Projektentwickler Man-Ki Kim übernimmt den Bau, ohne dass die Stadt bemerkt, dass er kein Eigenkapital hat. Es folgen Bürgschaften, Baustopp, Pleite, Gerichtsverfahren, Gefängnisstrafen für die Koreaner, Verfahrenseinstellungen für die nur allzu unbedarft gutgläubigen Stadtverwalter.
Das Bonner Schauspiel unter seiner Leiterin Nicola Bramkamp hat schon öfter in lokale Wespennester gestochen. Wieder, wie bei «Waffenschweinen», ...
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Theater heute Oktober 2017
Rubrik: Chronik, Seite 54
von Gerhard Preußer
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