Bochum: Abschiedssause
Tatsächlich: Bochum ist Krähwinkel. Da macht man Revolution und endet in sentimentaler Reaktion. Warum man Nestroys «Posse mit Gesang», die so herrlich nach allen Seiten austeilt, Revolutionäre und Reaktionäre gleichermaßen verspottet, aus dem kurzfristig revolutionierten Wien von 1848 nach Bochum verschleppt hat, ergibt sich auch aus dem ersten Teil des Titels. Um die Freiheit geht es, aber nicht um die Freiheit der Bürger, sondern um die Freiheit der Schauspieler.
Zunächst scheint es sich noch um die Karikatur einer Kleinstadtrevolution zu handeln.
Dumpfe Biederbürger stehen mit Jakobinermützen und Maßkrügen Schlange vor der Bierbude. Ihr Kampf für soziale Gleichheit erschöpft sich im stummen Gerangel um die Rangfolge in der Reihe. Doch dann tanzt Ultra herein. Der radikale Journalist ist hier eine Frau (Kristina Peters) in roten Hosen. Und die nutzt die Nestroysche Lizenz zum Extemporieren weidlich: «Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass Schauspieler auf die Dauer verblöden? Woher kommt das? Und wer ist schuld am Theatersterben: die Regisseure.»
Geknechtet waren sie, die armen Schauspieler, ab Juli sind sie frei. Denn dann endet die Interimsspielzeit, geleitet von ...
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Theater heute Juli 2018
Rubrik: Chronik, Seite 50
von Gerhard Preußer
Bonn, Theater
5. Projekt, Giraffentheater
R. Nadine Schwitter (Jugendclub)
Düsseldorf, Schauspielhaus
15. Kaczmarczyk, Boys don’t cry and girls just want to have fun (U)
R. André Kaczmarczyk
Duisburg, Theater
9. nach Shakespeare, Love is not Love
R. Tim Zielke (Jugendclub)
Esslingen, theater
7. Preußler, Hörbe mit seinem Freund Zwottel
R. Jonas Weber
Heilbronn,...
TH Anfang dieses Jahres hat die Journalistin Petra Kohse in einem Artikel in der «Berliner Zeitung» die These aufgestellt, dass «‹Freie Kunst› sich heutzutage durch Effizienz und Internationalität» auszeichne. «Das kann die Institutionskunst von ihr lernen. Das künstlerische Experiment indessen findet innerhalb der subventionierten Häuser statt», schreibt die...
Man wünscht sich Kategorien, wenn man über Künstler spricht. Man möchte sagen können: Der macht Musiktheater, performt, macht Aktionskunst. Man möchte sagen können: Der ist ein Mann, die ist eine Frau. Man möchte den Künstler irgendwie fassen. Und der erste große Stein, den einem Tucké Royale in den Weg legt, wenn man versucht, etwas über seine Kunst zu sagen, ist,...
