Bloß nicht nachdenken
Die Tür klemmt, fliegt dann mit einem Ruck auf, ein Knäuel Personen poltert in die leere Altbauwohnung, die Letzte bleibt mit ihrer Handtasche am Türknauf hängen.
Huch! In der ersten Sekunde ist eigentlich alles klar über diesen Abend, «Der Haken», uraufgeführt am Schauspiel Bonn in der Regie von Roland Riebeling: Schauspielerisch sind alle ständig etwas drüber, große Augen, große Gesten, so wie man sich am Theater eine Sitcom vorstellt; Kostüm- und Bühnenbild (Nini von Selzam, Tom Musch) sind auf biedere Art witzig, Beispiel Schranktür, die wiederholt aufspringt und den Blick auf gehortetes Klopapier freigibt; die überschaubare Handlung kombiniert kalkuliert ein Aufregerthema, hier die Wohnungsnot, mit möglichst vielen Boulevardelementen.
Der größte Haken in der Storyline ist nicht der pflegebedürftige alte Vermieter der Wohnung, die im Stück von Sarah Nemitz und Lutz Hübner 110 Minuten lang besichtig wird. Sondern dass hier Menschen über den Wohnungsmarkt schreiben, die, so scheint es, lange keine Wohnung mehr suchen mussten. Anders ist schwer zu erklären, mit welcher Arroganz und Penetranz die Interessent:innen den nerdigen Vokuhila-Neffen des Vermieters mit Fragen in die Enge ...
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Theater heute März 2023
Rubrik: Chronik, Seite 53
von Cornelia Fiedler
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