Bitte nicht streicheln!
Das Burgtheater feiert Geburtstag. Im Herbst vor genau fünfzig Jahren wurde das im Krieg ausgebrannte Haus wieder eröffnet. Aus gegebenem Anlass stehen in der Jubiläumsspielzeit 05/06 dieselben vier Stücke wie damals auf dem Spielplan. Die Geschenkidee ist nicht sonderlich originell, aber naheliegend: Ein Theater feiert Jubiläum, indem es das macht, was es ohnedies immer macht – alte Texte neu interpretieren.
Neben Schillers «Don Carlos», den das Burgtheater in Andrea Breths spektakulärer Büro-Inszenierung seit 2004 im Repertoire hat, wurden bisher Raimunds Zauberspiel «Der Verschwender» (halbherzig verschärft von Stefan Bachmann) und Grillparzers Königsdrama «König Ottokars Glück und Ende» (wuchtig bebildert von Martin Kusej) aus dem Geburtstagspaket geholt. Abgeschlossen wurde die Bescherung mit Goethes Künstlerdrama «Torquato Tasso».
Aus der dichten Versmasse dramatische Funken zu schlagen, gehört zu den schwierigeren Übungen. Regisseur Stephan Kimmig legte in seiner zweiten Arbeit am Burgtheater (nach Grillparzers Medea-Trilogie «Das goldene Vließ») dann auch kräftig Hand an. Er hat, erstens, stark gestrichen: Die Aufführung dauert, mit Pause, nur zweieinhalb Stunden. Er ...
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Andreas Dresen hat sich früher einmal, in seinem höchst erfolgreichen Experimentalfilmer-Alltag, noch mit einer «halben Treppe» irgendwo in Ex-Ost-Deutschland an der Oder zufrieden gegeben. Jetzt macht er gerade Oper in Basel am Rhein, und da wird er unweigerlich zum monumentalistischen Gesamtkunstwerker. Klar hat ihn die halbe Treppe damals wie kein weiterer Film...
Wenn es stimmt, dass Gewerkschaftler vor allem da gerne streiken, wo es die Gesellschaft am härtesten trifft, dann dürfen sich die Theater im Grunde gratulieren, sind sie doch neben der Müllabfuhr im Ländle derzeit das beliebteste Angriffsziel von Arbeitskampfmaßnahmen (siehe S. 76 f). Anscheinend verspricht man sich dort, wo staatlich organisierter Kunstbetrieb...
Zurück in die Metropole wollen sie. Dahin, wo die Partysonne lacht, die Hauptstadt groovt, wo die Karriere winkt und das eigene liebe Leben, so hoffen sie, irgendwie zentrierter wirkt. Jedenfalls nicht so nebensächlich, nicht so stockend wie in der Provinz, wo sie ihr Haus zum Mittelpunkt der kulturell Kultivierten gemacht haben, ohne dass ihnen das noch viel...