Bis zum Hals im Dispo
Ein Leben in Kontoauszügen? Barabhebung an Geldautomaten zeigen das Cash-Level, die Höhe der Telekom-Rechnungen lässt auf gewerbliche Nutzung des Hausanschlusses schließen, Zeitschriften-Abos verweisen auf den beruflichen oder gesellschaftlichen Horizont, der eher bescheidene Beitrag bei der Künstlersozialkasse muss dem nicht entsprechen – auf der anderen Seite stehen lausige Einnahmen durch kleine Übersetzungsarbeiten.
Dann wieder Akkreditierungen auf Filmfestivals, stolze Ersteigerungen bei Ebay (ein Mantel, der endlich mal was hermacht) und schließlich die Quartalsabrechnung: Dass der Mann, der eigentlich pleite ist, doch noch irgendwie weiter machen kann, verdankt er seinem sehr hohen Dispo-Kredit (wahrscheinlich aus besseren Zeiten mit Festanstellung) und den sehr hohen Zinsen, die seine Bank für diesen Service nimmt. Freundlich gewährt sie ihm ein Darlehen für den endlich überzogenen Dispo – wobei die Bank vor allem sich selbst hilft.
Dass sich allein mit Kontoauszügen etwas über die heutige Zeit erzählen lässt, war die zündende Idee für Stefan Weigls Hörspiel «Stripped – Ein Leben in Kontoauszügen» (WDR). Der größeren Authentizität halber verwendete er gleich seine eigenen ...
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Ein Krieg ist zu Ende. Dass er damit für die Menschen, die ihn erlebt haben, für all die Heimkehrenden, Befreiten, Zurückgebliebenen noch lange nicht beendet ist, wird meist verdrängt. Anders in Lars Noréns jüngstem Stück, in dem er zeigt, dass Krieg und die Folgen eines Krieges strukturell gleich zerstörerisch sind.
Ein Familienvater kehrt aus dem Lager zurück....
Autoren und Schauspieler mögen Monologe, weil es darin keine Widerrede gibt. Die Theater schätzen Soloabende, weil sie billig und leicht zu disponieren sind. Der Zuschauer aber bezahlt nicht selten den vollen Preis für eine halbe Sache. Entweder der Monolog verweigert sich dem Theater – was auf der Bühne häufig eine Überdosis «Kunst» zur Folge hat. Oder der Monolog...
Es gibt natürlich eine Webseite. Auf www.die-leiden-des-jungen-werther.de kann man sich die Briefe des längst tot Geglaubten als Mail schicken lassen, täglich oder – zur Wahrung des Zeitgefühls – den datierten Abständen folgend. Ein Hauch von «norway.today» durchweht den Klassiker. Man kann auch Seiten suchen, die Werther und Kurt Cobain in einen Zusammenhang...