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Stimmen und Körper
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Was habe ich erlebt. Weiß ich nicht. Keine Ahnung. Was habe ich erlebt? Wissen Sie, was Sie erlebt haben? Ich nicht. Ich meine das nicht im erkenntnistheoretischen, philosophischen Sinne. Ich meine das wirklich im lebensweltlichen Sinne, als Grundlage unserer Erfahrung, nein, als unsere Erfahrung.
Habe ich gestern ein Brot gegessen, oder was? Ja, glaube schon, Käse drauf, und Gurken. Oder was. Was erlebe ich gerade? Ich kann mein Denken zum Gegenstand machen oder meine Schulterschmerzen. Oder vielleicht ein Jucken hinterm Ohr, das gerade nicht da war, oder das Schaben der Hose an meinem Knie. Oder eben meine Vergangenheit. Wie steht das eigentlich genau mit der Entfremdung von Freund X? War ich da der ausschlaggebende Nervfaktor, oder er? Und sind wir überhaupt entfremdet? Neulich im Kino, war das so wie früher, oder war das so wie immer, oder war das anders und wird nie mehr besser? Das wird, je genauer zerdacht, umso mehr zu einem gallertartigen Ding ohne Rand oder Grenze. Leben wir vielleicht in einem ziemlich abscheulichen, menschenverachtenden und –vernichtenden ...
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Theater heute Mai 2016
Rubrik: Stück, Seite 99
von Thomas Melle
Wie bleibt man anständig in einer wölfischen Zeit? Rob versucht es, aber er wird nicht belohnt. Am Anfang dieser Geschichte aus dem ersten Nachkriegswinter 1945/46 lebt er in München mit seinem Freund, dem kriegsversehrten Maler Edel, und der sich für amerikanische Offiziere prostituierenden Olga zusammen. Zwischen Rob und Olga funkt es, doch er weist ihre...
Es ist dieser Moment in Daniela Löffners angstfrei emotionaler Inszenierung von Brian Friels Turgenjew-Dramatisierung «Väter und Söhne», wenn tatsächlich jeder Widerstand bricht. Der pensionierte Militärarzt Wassilij Iwanowitsch Bazarow, ein großer Mann, der sich sehr klein fühlt und das hinter vielen Worten zu verbergen sucht, ist verstummt. Sein Sohn ist tot,...
Identität entsteht aus den Bildern, die man von sich selbst hat. Mit Hilfe der Erinnerung verknüpft man diese Bilder. Das ist der selbstkonstruierte Kern des Eigenen: die Biographie. Neue Bilder der eigenen Vergangenheit zu integrieren, ist schwer: «Das Schwierigste nicht scheuen, das Bild von sich selbst ändern.» (Christa Wolf)
Thomas Melles Aufarbeitung des...