Berliner Theatertreffen: Riskanter spekulieren!

Die Trendverweigerung – eine Jurorin zur Theatertreffenauswahl 2016

Theater heute - Logo

Spekulationsstand zu Beginn der #TT16-PK: Thalheimer, Castorf, Pollesch, Nunes, Marthaler, Rau, Dortmund, Henkel, Richter, Lösch, Fritsch», twitterte es kurz vor der Verkündigung der Theatertreffen-Auswahl 2016 durchs Netz. So kann man sich verspekulieren. Überschneidung von Spekulation und Realein­ladung: eine! Ja, Herbert Fritsch hat es wieder ins TT geschafft, zum sechsten Mal, mit «der die mann» an der Volksbühne, einem Körper- und Wörterabstraktionsspiel mit Texten des Wiener Sprachakrobaten Konrad Bayer (s. Th 4/15).

Die Sinnfreiheit der radikalen Kunstbehauptung mit maximalem Spaßfaktor: Man darf die Fritsch-Einladung gerne als Antidot begreifen, Seit an Seit mit der von Clemens Sienknecht und Barbara Bürk auf den skurrilen musikalischen Nenner gebrachten Fontane-Verarbeitung «Effi Briest – aber mit anderem Text und anderer Melodie» vom Hamburger Schauspielhaus (TH 1/16).

In der Zone der Unsicherheit

Denn die Jury (der ich zum letzten Mal nach drei Jahren Reisen durch die deutschsprachige Theaterlandschaft angehörte) bewegte sich in diesem Theaterjahr durch zwölf Monate atemberaubender politischer und gesellschaftlicher Neujustier­ungen, auf die die Theater mit bemerkenswertem ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute März 2016
Rubrik: Magazin, Seite 70
von Barbara Burckhardt

Weitere Beiträge
Schuld und Bühne

Dostojewski ist einer der Autoren, an die man einmal geglaubt haben muss. Für empfängliche Seelen ist das eine beglückende Zeit, man identifiziert sich mit des Russen irrsinnsnahem Allmitgefühl: sein spezielles Gespür für die Spielsucht des Spielers, die Zerrüttung des Mörders, die Fallsucht des Idioten. Später schämt man sich dann etwas für die...

Hamburg: Im Fortschritts-Express

In der Betonwand klafft ein riesiges Loch, durch das eine überdimensionale Lokomotive gebrochen ist. Jetzt steht sie da, dampfend – und wartet auf neue Ziele. Die Eisenbahn, sie wird in Suse Wächters Inszenierung des Hauptwerkes von Günther Anders zum Sinnbild für den technologischen Fortschritt. Und zum Startschuss einer Entwicklung, die den Menschen an ihrem Ende...

Nix ist fix

Als Klaus Michael Grüber, der große apokalyptische Querkopf, 1988 mit Labiches «Die Affäre Rue de Lourcine» in der lakonischen Übersetzung Elfriede Jelineks seine erste (und einzige) Komödie an der Berliner Schaubühne inszenierte, war die Begeisterung so groß wie die Überraschung. Labiches Einakter eines verkaterten Morgens, in dem sich zwei Bürger in den Abgründen...