Backlash im Moor

nach Emily Brontë «Sturmhöhe» am Schauspiel Bochum

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«Zu einem cup of tea würd’ ich nicht Näin sagen», setzt Dominik Dos-Reis als der Landluftbegeisterte (Wiener Neu-)Städter Lockwood den Ton für den Abend: beiläufig witzig, jugendlich, entspannte Spielhaltung und bei alldem politisch reflektiert. Zugleich wirkt Claudia Bossards Bühnenfassung von «Wuthering Heights» stellenweise, als würden Menschen von heute ihre crazy Erlebnisse von früher, also Mitte des 19. Jahrhunderts, noch einmal durchspielen und -diskutieren.

Hindley (Alexander Wertmann): «Hä, hab’ ich das damals wirklich gesagt?» Catherine (Nina Steils): «Nein, das hat Frances gesagt, deine tote Frau, du Dumpfbacke.»

Glück und Unglück beginnen in Emily Brontës unbändigem 400-Seiten-Roman damit, dass Gutsbesitzer Earnshaw seinen Kindern Catherine und Hindley nicht die erwarteten Geschenke aus der Stadt mitbringt, dafür aber ein mutmaßliches Waisenkind: Heathcliff. Er wird für Catherine zum Seelenverwandten, für Hindley zur schlimmsten Konkurrenz. Dass Catherine sich später, als es ums Heiraten geht, gegen Heathcliff und für den Snob Edgar (Marius Huth) vom reichen Nachbarhof entscheidet, ist absolut rational, als Bauerntochter ohne Erboder sonstige Rechte. Es stößt aber eine ...

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Theater heute Mai 2025
Rubrik: Chronik, Seite 54
von Cornelia Fiedler

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