Auf Krieg folgt Krieg
Ein Krieg ist zu Ende. Dass er damit für die Menschen, die ihn erlebt haben, für all die Heimkehrenden, Befreiten, Zurückgebliebenen noch lange nicht beendet ist, wird meist verdrängt. Anders in Lars Noréns jüngstem Stück, in dem er zeigt, dass Krieg und die Folgen eines Krieges strukturell gleich zerstörerisch sind.
Ein Familienvater kehrt aus dem Lager zurück. Nicht nur körperlich – man hat ihm in der Gefangenschaft die Augen ausgebrannt –, sondern auch emotional ist er zum Krüppel geworden.
Nichts wünscht er mehr, als nach Hause zu kommen und seine Familie wiederzusehen. Doch auch hier findet er vom Überlebenskampf ausgebrannte Menschen vor, verhärtet und zutiefst verletzt. Außer seiner jüngsten Tochter Semira hat niemand mehr seine Heimkehr erhofft, im Gegenteil, in den Trümmern seines ehemaligen Hauses wird er zum Eindringling. Seine Frau hat inzwischen eine Beziehung mit seinem Bruder Ivan, die ältere Tochter Beenina prostituiert sich für ein wenig Essen und hofft, von irgendeinem Freier in ein anderes Leben mitgenommen zu werden. Selbst der Hund ist dem Hunger zum Opfer gefallen – man hat ihn in der Not gegessen.
Das alles soll der Blinde natürlich nicht erfahren, ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Émile Durkheim erklärte 1897 den Selbstmord als soziales Phänomen. Rund hundert Jahre später hat Jon Fosse ein Stück über den Selbstmord einer jungen Frau geschrieben, in dem er bewusst weder individuelle Geschichten noch gesellschaftliche Zusammenhänge thematisiert. Dennoch werden Einsamkeit und Sprachverarmung seiner Figuren zu einem Thermometer für die...
Das Unterschichtenfernsehen beginnt dort, wo Gert Scobel nicht mehr mit deutschen Professoren über Einstein diskutiert und Harald Schmidt sich nicht mehr unter safrangelben Tüchern versteckt. Alles andere ist dem Kulturbürger, der sich zur Verteidigung der Hochkultur igelartig zusammengerollt hat, igitt. Um zwanzichuhrfümfz'n, nach Tagesschau und Kulturzeit, wird...
Ein kluger und neugieriger Beobachter von Theater, Georg Hensel, schrieb: «In den sechziger Jahren krempelte Minks das, was man bis dahin unter Bühnenbild verstand, gründlich und nachhaltig um. Er hat dem Theater neue Spielräume und Spielformen erschlossen: die reißerische Signalwirkung der Zeichen und der Zitate aus Schrift, Historie und Malerei; die Konzentration...