Anatomie der polnischen Seele
Niemand fragte uns, was wir an Arbeit leisten können», erzählt die gut vierzigjährige Polin im Dokumentarfilm «The Lost Requiem». «Sie haben uns einfach aufgenommen, wie wir waren: krank, heimatlos und elend. Ich werde die persische Gastfreundschaft nie vergessen.» Mindestens 120.000 deportierte Polen konnten in den Kriegsjahren 1941/42 aus Sibirien in überfüllten Booten über das Kaspische Meer in die iranische Hafenstadt Bandar Anzali fliehen, und von dort nach Teheran, Ahvaz oder Isfahan, das kurzzeitig auch «Stadt der polnischen Kinder» genannt wurde.
Polnische Schulen, Kultureinrichtungen, provisorische katholische Kirchen, Läden und sogar Zeitungen wurden im muslimischen Iran gegründet, damit sich die Flüchtlinge zuhause fühlen konnten.
Die Erinnerung an diese historische Episode scheint im heutigen Polen allerdings ebenso verblasst zu sein wie die an die vielen polnischen Auswanderungs- und Flüchtlingswellen davor oder danach. Das legt zumindest die kategorische Weigerung des EU-Mitglieds nahe, sich an der gesamteuropäischen Verantwortung für Flüchtlinge aus anderen, vor allem muslimischen Ländern zu beteiligen. Was man umso erstaunlicher finden kann, da fast ein Drittel ...
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Theater heute November 2018
Rubrik: International, Seite 51
von Anja Quickert
Figuren:
Dr. Viktoria
Dr. Jacques
Dr. Martin
Johanna
Dr. Matthias
Dr. László
Dr. Eddie
Im Park und auf der Veranda vor dem einstigen Kanzlerbungalow in Bonn.
PROSZENIUM
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