Als ob Schönheit
Es geht immer um den einen Augenblick. Den Moment der Schönheit, den großen Moment der Mode, den der Gemeinschaft. Und um das Movens der Maskerade. Am Anfang behauptet Trajal Harrell keck aus dem Publikum heraus «I am Anna Wintour». Die Chefredakteurin der «Vogue» – ein gewisser Trajal Harrell habe sie angefragt, ob sie heute Abend nicht mittanzen wolle. Sie habe erst gezögert, aber als er sie gefragt habe, ob sie «a liver» sei, da habe sie zunächst gestutzt, eine Leber? – und dann begriffen: ein Leber. «If you live, sometimes you have to dance.
» Die Modenschau als Entgiftungsorgan. Der eklektische Selbstermächtigungstanz ist als Catwalk angelegt, ganz wie beim Haute-Couture-Défilé. Das Publikum sitzt an den Längsseiten der Schiffbauhalle, links und rechts eines Laufstegs, der in seiner ovalen Form auch an eine römische Arena erinnert. Zwischen Erhabenheit und Kampf, Kommunion und Passion oszilliert der Tanz. Zwischen der stolzen Eleganz des Vogueing und dem dunklen Schmerz des Buto.
Kunstformen des Widerstands sind beide. In fantastischen Kostümen, die Harrell selbst entworfen hat, ziehen die insgesamt siebzehn Zürcher Performer:innen vorbei, alles andere als Verkörperungen ...
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Theater heute März 2022
Rubrik: Chronik, Seite 52
von Andreas Klaeui
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