Als die Sommer noch endlos waren

Sibylle Berg «Paul oder im Frühling ging die Erde unter»

Was ist der Mensch in Extremsituationen? Hamstert, plündert oder teilt er? Denkt er zunächst an sich allein, oder steckt mehr im Menschen, als wir denken? Der niederländische Historiker Rutger Bregman zum Beispiel ist ein Philantrop. Krisen wie jetzt, ausgelöst durch den Corona-Virus, sind der Crash-Test. Bregman ist überzeugt, der Mensch sei im Grunde gut, so­lidarisch und kooperativ, und dafür findet er viele Belege.

Das lässt hoffen! Auch der amerika­nische Kulturphilosoph und Vordenker der Occupy-Bewegung Charles Eisenstein hofft angesichts der Corona-Krise, dass wir «die Regenten dessen werden, was uns regiert hat».

Sibylle Berg ist da allerdings weniger zuversichtlich. Sie schaut in ihren Stücken weder optimistisch in die Zukunft noch in die Vergangenheit. In ihrem Monolog «Paul oder im Frühling ging die Erde unter» verweilt sie kurz in der kriselnden Gegenwart. In Zeiten der Pandemie ist das Leben eingefroren. Die Straßen sind leer. Kontaktverbot. Der Mensch allein in seinen vier Wänden ist auf sich selbst zurückgeworfen. Was tut er? Er erinnert sich. An einen Abschnitt in seinem Leben, der lange zurückliegt und der sich fast ebenso anfühlte: einsam, eintönig, ...

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Theater heute Jahrbuch 2020
Rubrik: Neue Stücke, Seite 138
von Beate Heine

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