Abgeschminkt

Friedrich Schiller «Maria Stuart»

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«Nichts», tönt Nadine Geyersbachs Stimme aus einem Ding, irgendwo zwischen Sitzsack, Fruchtblase und riesigem Marshmallow. «Nichts … ist aussichtsloser zu schildern als Leere. Nichts schwerer zu veranschaulichen als Monotonie.» Eine Welterschaffung: Anne Sophie Domenz hat ihrer Inszenierung von Schillers «Maria Stuart» am Theater Bremen eine Textcollage vorangestellt, unter anderem von Stefan Zweig, dem RAF-Terroristen Holger Meins und Passagen eines indonesischen Schöpfungsmythos.

Was dafür sorgt, dass die Inszenierung zwar einige Zeit braucht, in einen Schiller-Rhythmus zu finden, als Motto aber taugt: Wo aus dem Nichts etwas entstehen soll, ist erstmal alles Inszenierung, ist alles Design. Und über dieses Design lässt sich trefflich streiten, wenn es sein muss, bis aufs Blut.

Es ist einfach, «Maria Stuart» zu politisieren. Die Vorlage ist historisch genau, ohne Probleme lassen sich im Konflikt zwischen Maria und Elisabeth die Fallstricke höfischer Machtstrukturen im 16. Jahrhundert skizzieren – und von dort aus kommt man leicht zu einer Hierarchiekritik der Gegenwart. Domenz aber, im Hauptberuf Regieassistentin unter anderem bei Felix Rothenhäusler, der vor einem Jahr mit den ...

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Theater heute Oktober 2014
Rubrik: Chronik: Bremen, Seite 64
von Falk Schreiber

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