Wenn der Grenzer zwei Mal klingelt
Wäre das ein Film noir und kein Stück von Karl Schönherr, man würde von einer Femme fatale sprechen. Aber damals in Tirol hat man eine Frau, die mit den Männern spielt, halt noch Weibsteufel genannt. In einem tief im Wald gelegenen Haus lebt ein Schmuggler, der seine Geschäfte durch einen aufmerksamen jungen Grenzjäger bedroht sieht. Die Frau des Schleichhändlers soll ihre weiblichen Reize einsetzen, um den Grenzer abzulenken. In der Folge entwickelt sich zwischen den drei Figuren ein erotisch-strategisches Machtspiel, aus dem am Ende die Frau siegreich hervorgeht.
Dass das fabelhaft gebaute Dreiecksdrama (uraufgeführt 1915 am Burgtheater) heute weitgehend aus dem Repertoire verschwunden ist, hat weniger mit der Qualität des Stücks als mit dem fragwürdigen ideologischen Ruf des Autors (Rubrik: Blut & Boden) zu tun. Ein Fall für Martin Kusej. Immer, wenn es am Burgtheater in der Direktion Klaus Bachlers darum ging, einen österreichischen Klassiker vorurteilsfrei neu zu entdecken, wurde Kusej engagiert; unter anderem inszenierte er am Burgtheater 2001 Schönherrs Bauerntragödie «Glaube und Heimat» als düstere Schlammschlacht. Mit dem «Weibsteufel» verabschiedete sich der Regisseur, der ...
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